Ausstellung: Das Spiel mit den Materialien
Werke von Susanne Neuls sind in Schiefbahn zu sehen.
Schiefbahn. "Zeitkritisch - kritische Zeit", lautet der Titel der allerersten Einzelausstellung von Susanne Neuls - sie wurde am Sonntag im Kulturcafé "KaffeeArt" eröffnet und ist noch bis zum 12. September zu sehen. Die in Schiefbahn lebende Künstlerin präsentiert ausschließlich Collagen. Wenn die zurückhaltenden, erdigen Töne überwiegen, sollen Technik und Materialvielfalt in den Vordergrund gerückt werden.
Selten tritt die Aussage in den Hintergrund: Manchmal geht es Susanne Neuls ausschließlich um das Spiel mit den Materialien. Neuls geborene Noé, Jahrgang 1950, zog 1967 mit ihren Eltern nach Schiefbahn. Sie arbeitet als Hauptschullehrerin in Krefeld, unterrichtet auch Kunst. Privat beschränkt sie sich auf die Collage - für sie persönlich immer noch die beste künstlerische Ausdrucksform.
Zeitungsausschnitte, Seidenpapiere, Wellpappe, Samt - das sind nur einige von vielen Stoffen, die das Mitglied der Künstlergilde Neersen verarbeitet. Helga Warminski, Inhaberin des "KaffeeArt", verriet in ihrer Einführungsrede die Vorgehensweise der Künstlerin: "Sie hat zu Beginn des Prozesses sehr genaue Vorstellungen, ist dann aber offen für neue Entwicklungen und Abweichungen."
Eine ihrer Charakteristika: Susanne Neuls arbeitet gerne einen Punkt heraus, von dem aus zwei Wege möglich hin: Hin zum Guten oder aber ins Unglück. Besonders deutlich wird dies bei der Collage "Abgestempelt": Der Stempel mit der Aufschrift "Rentenbescheid" scheint bedrohlich über einem schwarzen Loch zu schweben, der abstrakte Hintergrund erinnert an eine Felswand.
Was wird der neue Lebensabschnitt als Rentner bringen, Absturz oder Neuanfang? Die Antwort lässt die Künstlerin bewusst offen. Auf einer anderen Arbeit wird ein Zaun weggerissen. Wird so der Weg in die Freiheit ermöglicht oder sind die Menschen jetzt schutzlos geworden? Die Antwort muss der Betrachter selber geben.
Die Arbeit "Castor" war in Hitzacker entstanden, wo Susanne Neuls die Vorbereitungen des Protestes gegen die Verschiebung von atomarem Müll beobachten konnte. Ironie pur drückt der Titel "Kultur" aus: Im Mittelpunkt steht die Wartemarke mit dem Arbeitsamts-Logo, Menschen werden zu Nummern degradiert.
Wer ständig nach einer Aussage sucht, wird auf Probleme stoßen. Einige wenige Collagen sind um ihrer selbst willen entstanden, sie sind frei von irgendwelchen Botschaften und spiegeln die Experimentierfreude von Susanne Neuls wider.