Schiefbahn: Kindersoldat hat jetzt Bleiberecht
Arbeitskreis Fremde: Es gibt weniger Asylbewerber, doch weiter viel Arbeit.
Schiefbahn. Knapp 40 Mitglieder hat der Arbeitskreis Fremde in der Stadt Willich. Obwohl die Zeiten, als Asylbewerber in Strömen kamen, vorbei sind, gibt es für ihn noch genug zu tun.
Auf der Jahreshauptversammlung hatten die Flüchtlinge ein Gesicht: Marwa Kolin, Asylbewerberin aus Syrien, war aus Neersen gekommen. Die 20-jährige Schülerin lebt mit ihren Eltern und Geschwistern seit sieben
Jahren in Willich. Sie spricht fließend Deutsch, möchte ihr Abitur machen und hat ein Problem: Sie hat noch kein Bleiberecht. "Das belastet vor allem die Kinder sehr", weiß die Vorsitzende Ute Pelosi. Und: "Ihr Vater möchte gern arbeiten, darf aber nicht."
Pelosi berichtete, dass für einen 17-jährigen früheren Kindersoldaten aus Sierra Leone ein Bleiberecht erstritten werden konnte. Zudem habe der junge Mann eine Lehrstelle als Koch gefunden. Das seien die Erfolgserlebnisse, die die Arbeit zu einer Bereicherung werden ließen.
Die Zusammenarbeit mit Institutionen wie der Caritas und der Evangelischen Emmauskirchengemeinde klappt prima. Der Verein ist Mitglied im neu gegründeten Asyl-Arbeitskreis, dem auch das Freiwilligenbüro, die Caritas Anrath, die Arbeiterwohlfahrt und die Johannesschule angehören. Ziel ist die optimale Betreuung aller Personen, die einen Asylantrag gestellt haben.
Der 2. Vorsitzende, Erhardt Barwinsky, hält die Zusammenarbeit mit der Stadt für gut: "Sie hat sich positiv entwickelt." Er weist darauf hin, dass der Arbeitskreis letztendlich die Stadt entlaste.
Am kostspieligsten sind die Rechtsberatungen - die Finanzlage ist so angespannt, dass Ute Pelosi den bislang regelmäßig stattfindenen Frauenausflug ausfallen lassen muss. Der war immer etwas Besonderes, weil die Asylbewerberinnen in der Regel aus Kulturen stammen, die denen die Frau eng ans Haus gebunden ist.
Es gab auch Erfreuliches: So wird sich Pelosi im Rahmen der Offenen Ganztagsschule um Asylbewerberkinder kümmern - das Geld, das sie dafür von der Stadt bekommt, fließt direkt an den Arbeitskreis. Das ist gut so - soeben hat er 25 Schulkinder mit den nötigen Geräten ausgestattet.