Schiefbahn: „Ich bin gerne Dorfsheriff“
Thomas Jansen ist seit 2003 beim Bezirksdienst der Polizei. Täglich ist er auf Streife.
Schiefbahn. Manchmal kann so eine Streife in der Fußgängerzone anstrengend sein. Immer dieses Winken und Grüßen. Als wäre Thomas Jansen der beliebteste Mensch in Schiefbahn. Ist er ja vielleicht auch, auf jeden Fall einer der bekanntesten.
"Nennen Sie mich ruhig Dorf-Sheriff, das ist okay", sagt der 45-Jährige und lächelt verschmitzt. Das macht er oft. Jansen mag seinen Job. "Hallo Thomas", ruft ein kleiner Junge. Beruhigungsängste kennt der nicht, Jansen ebenso wenig. "Für die bin ich nun mal der Thomas."
Kurzer Smalltalk über das Wetter oder ein verletzter Fußballer, der auf der Straße Jansen sein Leid klagt - Hand heben rechts, Hand heben links... "So ist das halt." Der "Sheriff" lächelt wieder: "Manchmal ist das wie bei der Queen."
Drei- bis vier Stunden ist der Schwalmtaler als Bezirksdienstbeamter täglich in "seinem" Ortsteil unterwegs. Sein Büro liegt zentral in Schiefbahn. Die "offiziellen" Dienstzeiten zeugen von der dörflichen Idylle. Dienstag, 10bis 11 Uhr, Donnerstag, 17bis 18 Uhr, verkündet das Schild am Eingang. "Aber das sind nur die Sprechzeiten. Natürlich sind mein Kollege und ich öfter hier." Ein Blick auf den Schreibtisch zeugt vom "Papierkram", der zu erledigen ist.
Von der Zentrale gibt’s die Aufträge. Zum Beispiel, wenn Jansen einen Vorführbefehl erhält - oder Geld eintreiben muss. Etwa bei der Dame, bei der noch 40 Euro Bußgeld ausstehen. "Wahrscheinlich eine Knolle", vermutet Jansen. Ein Kavaliersdelikt. Doch das Delikt rührt von Anfang 2007 her. Jetzt drohen der säumigen Zahlerin sogar drei Tage Haft. "Aber wahrscheinlich wird sie bezahlen, wenn ich sie besuche."
Schulwegsicherung, Verkehrserziehung, Beschwerden von Nachbarn oder Schützenfeste - ist es das, was sich Jansen am Anfang seiner Polizeilaufbahn gewünscht hat? Er kennt es ja auch anders. Jahrelang lief er in Köln Streife. "Das ist eine ganz andere Welt", sagt er bestimmt. Und es kling nicht so, als ob er sie vermisst. "Aus Willich gehe ich nicht mehr weg."
Doch auch in der vermeintlichen Idylle gibt es schwarze Flecken. "Die Gewaltbereitschaft hat zugenommen", hat der "Sheriff" beobachtet. Früher sei nur "gekloppt" worden. Heute werde noch getreten, wenn der andere schon am Boden liege. Sogar Fälle von "Stalking" gebe es in Schiefbahn. Aber das alles sei kein Vergleich zu Köln - Jansen ist froh darüber.
Die Streife ist fast zu Ende. Der 45-Jährige läuft durch eine Wohnsiedlung. Niemand ist auf der Straße. Kein Winken, kein Grüßen, etwas Erholung für Jansen. "Gehen Sie ruhig langsamer, damit man auch was sieht." Zum Beispiel das Haus, wo am helllichten Tag die Rollladen ’runtergezogen sind.
"Die sind bestimmt im Urlaub", meint Jansen kopfschüttelnd. Er hat seine Augen überall. Nebenan stehen mehrere Fenster auf Kipp. Einbrecher würden sich freuen. Dabei gebe es, so Jansen, mittlerweile sogar Infoveranstaltungen, wie man sich als Hausbewohner richtig verhält. Im schlimmsten Fall wird der Beamte an anderer Stelle tätig. Bei der Opfernachsorge - wenn die Einbrecher zugeschlagen haben.
Ein Auto mit KR-Kennzeichen hält. "Wo geht’s zur Paul-Klee-Straße?" Der "Sheriff" weist den Weg: Der Polizist als wahrer Freund und Helfer. Jansen lächelt wieder verschmitzt.