Vorst: Kampf gegen die Armut
Seit 30 Jahren arbeitet Pater Hermann Schulz in Ruanda in der Entwicklungshilfe. Dort hat er ein Kinderdorf aufgebaut.
Vorst. Der Mann hat Ausstrahlung. Charisma ist der bessere Ausdruck. Pater Hermann Schulz strahlt Lebensfreude aus, eine Einstellung, die er in Afrika gelernt hat. Genauer: in Ruanda. Dort lebt der Salesianer-Pater seit über 30 Jahren, 60 Kilometer von der Hauptstadt Kigali entfernt hat er ein Kinderdorf aufgebaut.
Gemeinsam mit sieben jungen Ruandern hält er sich seit fast sechs Wochen in Deutschland auf, besucht Freund, bekommt Spenden. So auch von action medeor. Seit 16 Jahren arbeitet er mit dem Vorster Hilfswerk zusammen. Gestern war er dort und erzählte. Und erzählte. Und erzählte.
Natürlich hat ihn der Völkermord vor 14 Jahren tief geprägt. Er war von Blauhelm-Soldaten außer Landes gebracht worden. Als er wieder kam, hatten zwölf von 120 Kinder überlebt.
Dennoch ist Schulz nicht daran zerbrochen. Er berichtet von einer "dummen Bauersfrau" (so hatte er sie stets genannt, um sie zum Lernen anzustacheln). Als diese auf eine Frau gestoßen sei, die eine Gruppe Jugendliche an Mörder verraten hatte, habe sie diese umarmt. "Pater", sagte sie, "die Frau ist doch schon bestraft. Sie lebt ohne Liebe."
Das müssen die Dinge sein, die ihm Mut machen. Kontinuierlich baute er das Dorf wieder auf. Heute gibt es in Umudugudu eine Oberschule mit 400 Schülern, ein Heim für 150 Waisen und ein Jugenddorf mit einem Berufsausbildungzentrum.
"Sind die Jugendlichen, die mit Ihnen reisen, Hutu oder Tutsis?", wird er gefragt. "Das weiß ich nicht", sagt der 59-Jährige. "Dieser Gegensatz ist von außen ins Land getragen worden. Die einfachen Leute verstehen ihn nicht." Schulz klagt auch an: Die Welt habe damals weggesehen. Wenn es aber um Rohstoffe und Macht geht, stünden die Mächtigen plötzlich wieder da.
Immer wieder schildert er die unglaubliche Armut, die in dem Land herrscht. Von sechs bis acht Kindern können allenfalls zwei zur Schule gehen. "Wenn es den Bauern überhaupt gelingt, etwas zu verkaufen, dann verdienen sie vielleicht 150 Euro im ganzen Jahr."
10.000 Euro bekommt Hermann Schulz von medeor. Davon kauft er hauptsächlich Mittel gegen Malaria, Parasitenbefall und gegen Schmerzen. Mit einem Augenzwinkern erzählt er, wie er einer "Todkranken" wieder auf die Beine helfen konnte: mit drei Aspirin-Tabletten. Dennoch ist es ein Kampf gegen Windmühlenflügel. 50 Prozent aller Kinder sterben in den ersten drei Lebensjahren.
Wie erleben die Jugendlichen, die mit ihm unterwegs sind, Deutschland? "Ich habe sie vorbereitet. Dennoch staunen sie über die schönen Straßen, die Züge." Eine Gefahr, dass sie gerne hier bleiben würden sieht er nicht. Im Gegenteil, "jetzt, nach fast sechs Wochen, merkt man, dass sie nach Hause wollen."
Ein bisschen von ihrer Lebensfreude konnten die Jugendlichen im Foyer von medeor vermitteln, wo sie in traditionellen Kostümen Tänze und Lieder aus ihrer Heimat aufführten.