Schwarze Brüder feiern im Kaisersaal ein Comeback
Für ein Wochenende wird der historische Saal noch einmal geöffnet. An zwei Tagen hintereinander wird gespielt.
Willich. „Ich hatte die Tränen in den Augen — immer wenn ich daran vorbeigefahren bin.“ Das sagt Jochen Contzen, Blues Brother aus Willich, wenn er über den Kaisersaal im Willicher Zentrum redet. Der ist bekanntlich geschlossen — für immer. Für immer? Nicht ganz. Für ein einziges Event in Form zweier Konzerte wird er nochmal geöffnet: Black Brother and the Bad Bones, die Show um die berühmten Gebrüder Blues, machen es noch einmal. „Zum allerallerallerletzen Mal“, sagt Jochen Contzen. Und betont, einen Eid könne er auf diese Aussage nicht ablegen.
Wie kam’s dazu? „Das Gebäude steht ja nun mal da und wird nicht genutzt“, so Contzen. Und da er mit dem neuen Besitzer Ralf Jüngermann befreundet ist, machte er sich an dessen „Belagerung“, sprich: Er versuchte ihn zu überzeugen/überreden, die Band noch einmal zusammen zu bringen. „Er hat schließlich zugestimmt.“
Damit fingen die eigentlichen Probleme aber erst an. Contzen brauchte eine Genehmigung, um den Saal zu betreiben. Ergo ging er zur Stadt. Dort gab’s Hilfe. „Weil die Schließung noch nicht so lange her ist, konnte ich eine Ausnahmegenehmigung bekommen“, sagt er. Und der Brandschutz laufe erst 2016 ab. „Toll“, dachte sich der Willicher, „jetzt kannst du loslegen.“
So einfach war’s aber dann doch nicht. Denn vom Bauamt musste er erst mal weiter zum Ordnungsamt. Ausschank-Genehmigung und festlegen der Kapazität. Die Verwaltung wollte einen Plan von dem Saal. Der aktuellste, den Contzen auftreiben konnte, stammte aus dem Jahr 1988. Darin war festgelegt, dass der Saal — allerdings bestuhlt — 385 Menschen fassen könnte.
Für die Konzerte ohne Stühle sei eine Besucherzahl von etwa 700 abgesprochen worden. „Aber das war nur mündlich, eine Notiz darüber gab’s nicht“, erzählt der Blues-Bruder weiter. Mit dem Ergebnis: Auch an dem November-Wochenende 20. und 21.11. dürfen nur 385 Leute rein. „Ist so, das müssen wir so hinnehmen.“
Noch eines ändert sich: Für den Ausschank im Saal ist Contzen selbst verantwortlich. Der frühere Wirt Heinz Schiffer hilft ihm allenfalls ein bisschen, hauptsächlich mit Rat und Tat. Natürlich muss Contzen sich auch um Dinge wie die Security und die Rettungsdienste kümmern. Das sei alles geregelt, versichert er. Falls es mit dem Saal nicht geklappt hätte, hatte er einen „Plan B“ in der Tasche: Die Band hätte dann in der Josefshalle in Anrath gespielt.
Was musikalisch auf die Besucher zukommt, auch mit dem Rahmenenprogramm, will Jochen Contzen in der nächsten Woche im Rahmen einer Pressekonferenz vorstellen. Dann wird er wahrscheinlich auch erklären, was die Jünger der Blues Brothers längst wissen: Alles war eine göttliche Fügung.