Traditionsverein: Letzter Zug der Nachtfalter?

Der St. Töniser Traditionsverein steht vor dem Aus, weil er zu wenige Mitglieder hat.

St. Tönis. Mit unscheinbaren, düster gefärbten Großschmetterlingen haben diese Nachtfalter so gar nichts gemein: Die KG Nachtfalter steht in St. Tönis vielmehr seit 56 Jahren für knallige Farben und lautes Klappertüt — für Karneval eben.

Frohsinn allerdings klingt gar nicht aus den Zeilen, die Birgit Haus, 1. Vorsitzende des Vereins, am Dienstag in die Redaktion schickte. Sie sprach es ohne Umschweife aus: „Das allgegenwärtige Vereinssterben macht leider auch nicht vor uns halt.“ Alle Bemühungen der letzten Jahre, „den angeschlagenen Verein wieder auf die Beine zu stellen, sind leider fehlgeschlagen“. Geld sei nicht das Problem. „Es fehlen einfach die Mitglieder.“ Acht Aktive sind es noch. Vorbei ist die Zeit, als Nachtfalter in 20-Mann-Stärke auf die Bühne kamen.

Nun steht die Jahreshauptversammlung bevor. Wann genau, teilt Birgit Haus nicht mit. Eine Internetseite der Nachtfalter existiert nicht mehr. Auf der Homepage des Tönisvorster Karnevals Komitees (TKK), dem Dachverband der Tönisvorster Narren, sind keine aktuellen Termine eingetragen.

Während der vergangenen Session hätten einige Leute ihr Interesse an einer Mitgliedschaft bei den Nachtfaltern bekundet. „Leider blieb es bei Lippenbekenntnissen“, schreibt Birgit Haus. Sie hofft aber weiter auf eine Zukunft für ihre KG. „Wenn nur die Hälfte derer, die uns in der Vergangenheit beschworen haben, die Falter nicht untergehen zu lassen, in den Verein eintreten würden, könnte man uns wieder als Verein bezeichnen.“

Mirko Klücken, Finanzvorstand des TKK, bleibt trotz Sorge um die Nachtfalter Optimist. „So ein Traditionsverein darf nicht von der Bildfläche verschwinden.“ Bei Jugendlichen wolle man für das Brauchtum werben, gemeinschaftlich im TKK zur Rettung der Nachtfalter ansetzen. Wie, verrät er nicht. „Das ist nicht von heute auf morgen zu regeln.“

Ändert sich nichts, wird Birgit Haus „der Realität ins Auge blicken: Dann wird der kommende Tulpensonnstagzug wohl die letzte Fahrt des erst 2011 renovierten Wagens“. Düstere Aussichten.