Vorst versinkt in den Fluten

Unwetter: Erst wurde der Himmel dunkel, dann kam der große Regen. Auch Anrath erwischte es heftig.

Willich/Tönisvorst. 29. Mai, 11Uhr: Der Himmel ist rabenschwarz, man hat das Gefühl, dass gleich die Welt unter geht. Genau zehn Minuten vorher hatte die Kreisleitstelle der Feuerwehr die Warnung erhalten: Starkregen mit bis zu 45 Litern pro Quadratmeter - ab 10.55 Uhr bis 12 Uhr. Tönisvorst setzt noch einen drauf: Hier fällt mit 50 Litern pro Quadratmeter der meiste Regen in ganz NRW. So sagt es der Deutsche Wetterdienst in Essen. Ein Anrather will gar 65 Liter gemessen haben.

Geht man nach der Zahl der verzeichneten Einsätze, traf es Viersen mit rund 200 stärker als Willich und Tönisvorst. Genaue Zahlen gab es nicht, denn viele Hilfesuchende wandten sich nicht an den Notruf 112, sondern sprachen die Feuerwehrleute direkt an, die gerade bei ihren Nachbarn die Keller auspumpten.

Während die Leitstelle gegen 15 Uhr erst 27 Einsätze in Tönisvorst registriert hatte, konnte Hermann Snellen vor Ort berichten, dass man bereits 40 Keller ausgepumpt habe: "Ein Einsatz in St. Tönis, den Rest in Vorst." Mindestens noch einmal genauso lang sei die Liste, die man noch vor sich habe.

In einigen Bauernhöfen waren noch Ställe auszupumpen. Mit 13 Fahrzeugen und rund 40 Mann waren die Blauröcke im Einsatz. Eines der Fahrzeuge kam als Unterstützung aus Willich, wo es ruhiger zuging. Gegen 16Uhr konnten die Willicher sogar noch einen Wagen nach Viersen abstellen.

Der Willicher Wehrleiter Thomas Metzer gab "normales Geschehen bei einem Unwetter" zu Protokoll: Vollgelaufene Keller und Tiefgaragen, rund 91 Stück, 110 Mann waren im Einsatz. Schwerpunkt war Anrath, wo das Wasser sogar in die Johanneskirche schwappte. Auch die Polizei war kreisweit mit von der Partie. Sie registrierte über 500 Anrufe in zwei Stunden. Besorgte Bürger wollten die Ordnungshüter zu weggespülten Gullideckeln rufen. Dabei mussten die erst vor ihrer eigenen Tür kehren - sprich: in den eigenen Kellern Wasser abpumpen. In der Kempener Wache stand es einen halben Meter hoch. Auch vier Kreisstraßen standen unter Wasser, darunter die K22 in Tönisvorst auf einer Länge von 100 Metern.

In Kempen drohte das Dach eines Baumarktes einzustürzen, er wurde geschlossen. Den einzigen Unfall mit Personenschaden gab es in Schwalmtal: Ein Smart-Fahrer überschätzte auf der A52 sich und sein Gefährt, hob mit Tempo 100 auf einer Wasseransammlung ab und landete auf der Seite. Bilanz: Zwei Leichtverletzte und ein kaputtes Auto.

Kuriosität: An der Willicher Feuerwachte musste ein Auto gelöscht werden. Es gehörte einem Blaurock, der ganz schnell zum Einsatz geeilt war.