Willich: Der Abschied kam auf Raten

Der Kindergarten Wekeln macht im Juli zu, die Stadt sieht keinen Bedarf mehr. Zwölf Kinder müssen jetzt umziehen.

Willich. Drei Mädchen sitzen am Tisch im Garten und malen, ein paar Jungs spielen Fußball. "Ich bin Schweinsteiger!", brüllt ein Fünfjähriger entschlossen und schießt den Ball mit Wums über die Wiese. Weiter hinten heult einer, die sechsjährige Ronja will auf den Schoß der Erzieherin. Alltag im Kindergarten, wie er sich jeden Tag tausendfach im Land abspielt. Beobachtet man diese Szenen, scheint kaum vorstellbar, dass das fröhlich-bunte Treiben bald zu Ende ist: Der Kindergarten Wekeln am Bonnenring schließt.

Der Abschied kam indes nicht plötzlich, sondern auf Raten. "Ursprünglich wurden die Räume für zehn Jahre angemietet", sagt Susanne Reiffs, die den Kindergarten seit einem Jahr leitet. "Der Mietvertrag wurde zwar nochmal um zwei Jahre verlängert. Aber es war klar, dass danach Schluss sein würde." Ein bisschen traurig ist sie trotzdem: "Täglich möchten Eltern ihre Kinder bei uns anmelden", sagt sie. Der Kindergarten sei sehr beliebt, um die Auslastung müsse man sich eigentlich keine Sorgen machen.

Auch von der evangelischen Emmaus-Kirchengemeinde, Trägerin der Einrichtung, kommt Bedauern. "Es ist schade, denn die Einrichtung ist toll", sagt Pfarrer Michael Haarmann. "Das Miteinander mit den Eltern und dem Team hat viel Spaß gemacht." Er sagt aber auch, dass die Schließung absehbar gewesen sei. "Die Gespräche mit der Stadt sind gut und fair verlaufen. Aber man bekommt nunmal nicht immer auch das, was man sich wünscht."

Zuständig für die Bedarfsplanung in Sachen Kindergärten ist die Stadt Willich. "Diese Kita wurde mit einer klaren zeitlichen Befristung geschaffen", sagt Michael Süßbeck, bei der Stadt für Kindertageseinrichtungen zuständig. "Denn in Neubaugebiete wie dieses ziehen anfangs immer viele Familien mit kleinen Kindern." Mit der Zeit "schleicht sich das aber aus", der Bedarf nach Kindergartenplätzen verringere sich dann entsprechend.

Michael Haarmann ist indes froh, dass die Mitarbeiterinnen alle neue Stellen gefunden haben. Die Erzieherinnen Susanne Reiffs und Doreen Hagenow etwa fangen beide in der Offenen Ganztagsschule in Wekeln an.

"Schade ist nur, dass zwölf Kinder in einen anderen Kindergarten umziehen müssen", sagt Reiffs. "Sie haben sich hier alle sehr wohl gefühlt und müssen jetzt die bekannte Umgebung verlassen." Alle anderen der insgesamt 30 Kinder werden nach den Ferien eingeschult.

Doch der Kindergarten wird nicht sang- und klanglos verschwinden: Zum Abschied gibt’s ein großes Fest, bevor sich die Türen am 14. Juli endgültig schließen (Infos siehe Kasten). Was mit den Räumlichkeiten geschieht, steht noch nicht fest - Möbel und Spielsachen werden an andere Einrichtungen verteilt.