Willich: Fehlersuche im Erdboden
Für 90 000 Euro haben die Stadtwerke Willich einen Prüfwagen gekauft. Dieser soll helfen, Stromausfälle zu vermeiden.
Willich. Von außen wirkt der kleine Anhänger eher wie ein gewöhnlicher Verkaufswagen, eben unspektakulär. Ein Blick ins Innere macht dann aber schnell klar, dass hier jede Menge High-tech verpackt ist: Die Willicher Stadtwerke haben in die Versorgungssicherheit investiert und für rund 90 000 Euro einen Kabelmesswagen angeschafft, der einen Blick unter die Erde möglich macht - konkreter in die dort liegenden Kabel.
Die knapp 30000 Kunden der Willicher Stadtwerke werden über rund 600 Kilometer Kabel mit "Saft" versorgt. Der größte Teil dieser Kabelkilometer verläuft unterirdisch. Bis 1,20 Meter tief liegen die durchschnittlich rund sieben Zentimeter dicken Stromleiter im Boden, was die Pflege des Netzes und - im Fall des Falles - die genaue Ortung eines Schadens nicht einfacher macht. Hat zum Beispiel ein Bagger das Kabel bei Straßenarbeiten versehentlich zerrissen, ist der "Tatort" natürlich offensichtlich. Hat sich aber durch andere Ursachen zum Beispiel ein minimaler Riss in der Bitumenmasse einer Muffe gebildet, liegt der Fall schwerer: Wo genau ist die Schadstelle zu finden?
Hier kommt dann der Messewagen zum Einsatz. Bereichsleiter Georg Junkers erklärt das Verfahren: "Vereinfacht gesagt schicken wir ein elektronisches Signal in die Leitung, ein Reflektionsmessgerät erkennt bei diesem Laufzeitverfahren die entsprechenden Abweichungen, und dann können wir den Fehler einkreisen, lokalisieren." Über einen sogenannten Stoßwellengenerator wird dann ein weiteres Signal in die Leitung geschickt, das an der vermuteten Fehlerstelle einen sogenannten hörbaren "Überschlag" produziert.
Wobei "hörbar" hier wirklich sehr relativ ist: Mit einem hochsensiblen Bodenschall-Mikrophon wird der betreffende Bereich abgehört, um den Punkt tiefer im Boden ausfindig zu machen. Und wie sensibel dieses Mikrophon ist, macht Junkers an einem Beispiel klar: "Wenn Sie die Kopfhörer aufhaben und da fährt ein Fahrrad vorbei - das klingt wie ein Güterzug, da fallen Ihnen fast die Ohren ab."
Hauptsächlich kommt der neue Messwagen allerdings bei der regelmäßigen Kontrolle des Netzes, bei der Fehlerfrüherkennung, zum Einsatz: Dann werden bestimmte Strecken "vom Netz" genommen. Das geschieht so, dass der Kunde davon nichts mitbekommt: Hier kommt dann ein (ebenfalls rollendes) Notstromaggregat zum Einsatz, das über einen Dieselmotor bis zu 160 Kilovolt-Ampere leistet.
Vorarbeiter Helmuth Bischof: "Wir testen die rund 500 Kabelstrecken im Mittelspannungsbereich turnusmäßig - so können wir schon erste, kleine Fehler oder mechanische Störungen ausfindig machen und damit spätere Leitungsunterbrechungen vermeiden."