Bürger haben Kanal voll
Nach starkem Regen steht der Wohnbereich um die Gietherstraße unter Wasser. Die Anwohner protestieren.
Anrath. Das monotone Brummen der Trocknungsgeräte, die im Souterrain bei der Familie Stellmach an der Giether Straße in Anrath stehen, ist bis ins Wohnzimmer im Erdgeschoss zu hören. "An das Geräusch haben wir uns schon gewöhnt. Das wird uns auch noch einige Zeit begleiten", berichtet Carmen Stellmach. Schließlich gilt es einen immensen Schaden zu beheben. Dabei deutet die Anratherin auf die Fotos, die vor ihr auf dem Tisch liegen.
Da ist das WC im Keller zu sehen, in dem das Wasser bis zum Toiletten-Sitz steht und immer noch mehr Wasser aus der Toilette hinaus sprudelt. Häuser, die komplett im Wasser stehen und sich in der Seenfläche vor ihnen spiegeln. Gullydeckel, aus denen es Fontänen sprudelt. Bürgersteige sind nicht mehr sichtbar, das Wasser steht bis zu Garagentoren und Haustüren.
"Die Gullydeckel sind durch den Druck in die Luft geflogen. Wir haben sie später wieder an Ort und Stelle gelegt", berichtet Stellmach. Es folgen weitere Bilder, auf dem Fäkalien auf der Straße schwimmen.
"Wenn wir in Anrath starke Regengüsse haben, wie es vor wenigen Wochen der Fall war, dann haben wir in unserem Wohnbereich Land unter", empört sich die 53-Jährige. Der Wohnbereich umfasst dabei die Giether-, Furth-, Süchtelner und Brückenstraße sowie den Pimpertzweg und die kleinen Gassen, die dieses Wohnviertel kreuzen.
Das Problem liegt für die Anratherin klar auf der Hand. Zum Einen stehe der Grundwasserspiegel in diesem Bereich sehr hoch, zum Anderen seien die Kanäle und auch die manuell zu bedienende Pumpstation samt Auffangbecken überfordert.
"Das ganze Neubaugebiet, das hier entstand, ist an das alte Kanalnetz angeschlossen. Die Kanäle schaffen die starke Mehrbelastung nicht. Kein Wunder, dass es überläuft, wenn es einmal stärker regnet", sagt Stellmach.
Wie die Folgen aussehen, wenn das Wasser im Keller steht, kann man in ihrem Souterrain sehen, das neben Schlafzimmer, WC und Sauna noch einen Abstellraum beherbergt. Es müffelt nach Feuchtigkeit, der Putz bröckelt von den Wänden, die Fliesen vor der Sauna mussten aufgeschlagen werden und neben den Trocknungsgeräten läuft im Schlafzimmer noch ein Entfeuchter, dessen Behältnis in regelmäßigen Abständen ausgegossen werden muss. "Alles Feuchtigkeit, die das Gerät einsaugt", erklärt Stellmach.
So geht es vielen in der Nachbarschaft. Daher hat die 53-Jährige jetzt mit Leidensgenossen eine Gemeinschaft der Abwassergeschädigten ins Leben gerufen und eine Unterschriftenaktion gestartet. In dieser fordern sie, dass die Stadt Willich regulierend eingreifen soll. "Da wird seit Ewigkeiten über den Umbau des Willicher Kaiserplatzes diskutiert, aber uns Anrather lässt man absaufen", regt sich die Anratherin auf.