Schiefbahn: Stadt stoppt die großen Sprünge

Ärger: Jugendliche hatten ohne Genehmigung eine Dirtbike-Anlage gebaut. Die wurde nun beseitigt.

Schiefbahn. Sauer ist Henrik Heutgens nicht. Nur enttäuscht. Maßlos enttäuscht. "Was wir hier über Monate aufgebaut haben, wurde von der Stadt in wenigen Stunden kaputt gemacht", klagt der 16-Jährige aus Schiefbahn.

Und schaut dabei traurig über das Gelände im so genannte Klosterwäldchen zwischen Realschule, St.Bernhard-Gymnasium und dem Wohngebiet in der alten Seidenweberei.

Zwischen den hohen Bäumen hatte eine Gruppe von 20 bis 30 Jugendlichen, zu der Henrik gehört, eine Dirtbike-Anlage gebaut. Bei dieser Funsportart fährt man mit speziellen Rädern über eine Geländestrecke, macht Sprünge und Tricks in der Luft. Künstliche Hügel, Kurven und Rampen werden dazu aus Erde und Lehm geformt. Was im Klosterwäldchen mühsam mit Schubkarren und Spaten erfolgte. "Das ist verdammt viel Arbeit gewesen", sagt Henrik.

Klar wussten er und seine Freunde, dass sie keine "Baugenehmigung" hatten, also illegal arbeiteten. Doch gestört habe man keinen, zumal dort schon immer ein beliebter Abenteuerspielplatz war. Und die Dirtbiker kümmerten sich auch um ihr Gelände, achteten darauf, dass niemand ohne Helm auf die "Trails" (für Anfänger und Fortgeschrittene) ging und sammelten sogar den Müll im Wald ein. "Wir hatten mit dem Landwirt um die Ecke eine Absprache, dass er den dann entsorgt", berichtet Henrik.

Doch das ist vorbei. Vergangene Woche rückten Mitarbeiter der Stadt mit schwerem Gerät an und machten Hügel und Rampen dem Erdboden gleich. Warum, erläutert Jugenddezernent Christoph Gerwers: "Auch wenn’s bedauerlich ist: Aufgrund der Verkehrssicherungspflicht hatten wir nach Hinweisen aus der Bevölkerung keine andere Wahl."

Denn wenn etwas passiere, sei die Stadt haftbar zu machen. "Solche Fälle hatten wir schon." Schade sei zwar, dass die Kollegen vom Geschäftsbereich Landschaft und Straßen vorab mit den Jugendlichen nicht gesprochen hätten, "aber in der Sache hätte das nichts geändert".

Diese Argumentation kann Henriks Mutter Claudia nicht nachvollziehen. "Die Stadt schickt die Jugendlichen durch diese Aktion auf die Straße, großes Engagement wird sinnlos platt gemacht." Eine Kritik, der sich SPD-Ratsherr Jürgen Hansen anschließt: "Bevor hier Bagger in Bewegung gesetzt wurden, hätte man das Gespräch mit den Betroffenen suchen müssen." Nach seinen Recherchen habe sich von den Anwohnern niemand beklagt - im Gegenteil: "Es gab viel Lob für die Initiative."

Claudia Heutgens erinnert daran, dass der Freundeskreis ihres Sohnes schon seit drei Jahren darum kämpft, eine "offizielle" Dirtbike-Anlage in der Stadt zu bekommen. Bisher vergeblich. Denn so etwas geht seinen behördlichen Gang: Nach entsprechendem Beschluss im Jugendhilfeausschuss wird das Vorhaben im Moment von der Verwaltung geprüft, bestätigt Christoph Gerwers. Da geht es um Dinge wie Flächen, Voraussetzungen, Kosten. So etwas kann dauern: Mit einer Verwirklichung sei in diesem Jahr wohl nicht mehr zu rechnen.

Für Claudia Heutgens ist die Sache ganz einfach: "Die Anlage muss zurück ins Klosterwäldchen." Ein Antrag, den auch Jürgen Hansen und die SPD unterstützen.