Willich: Den Ölscheichs ein Schnippchen schlagen

In Willich ist das ,Kompetenzzentrum Geothermie’ eröffnet worden. Eine Probeanlage zeigt, wie’s funktioniert.

Willich. Der letzte Punkt war ganz kurzfristig auf die Tagesordnung genommen worden: Das EM-Spiel Portugal : Deutschland rundete am Mittwochabend die Eröffnung des "Kompetenzzentrums Geothermie" im Stahlwerk Becker ab.

Dort lagen sich beim Schlusspfiff in Basel und dem Sieg des deutschen Teams die Ingenieure der Firma Geobit, Banker und der Aufsichtsrat der städtischen Grundstücksgesellschaft (GSG) jubelnd in den Armen.

Ganz so euphorisch lief die Eröffnung selbst zwar nicht ab. Doch Grund, mit bereiter Brust aufzutreten, gab es allemal. "Willich hat mal wieder die Nase vorn", freute sich Wirtschaftsförderer Peter Heinze, was der GSG-Aufsichtratsvorsitzende Andreas Herwarth in der Begrüßung ebenfalls unterstrich: "In Zeiten immer knapper und damit teurer werdender Energie bietet dieses Zentrum Ihnen umfassende Infos über eine alternative Heiz- und Kühlmethode für Ihre Büro-, Gewerbe- und Privaträume."

Eine Komplettberatung rund um die Erdwärme - von der technischen Funktionsweise einer Wärmepumpe bis hin zu Finanzierungsmodellen - soll das Kompetenzzentrum Firmenchefs ebenso wie Häuslebauern liefern. Dazu ist eine Halle des Gründerzentrums der Stadt Willich eingerichtet worden.

Die Voraussetzung findet sich in Willich unter den Füßen: Die Stadt liegt für die Nutzung von Erdwärme besonders günstig. Tiefe (und damit teure) Bohrungen sind in den Stadtteilen Alt-Willich und Schiefbahn überflüssig. "Wir leben hier auf gutem Boden", unterstrich denn auch Bürgermeister Josef Heyes und sprach davon, mit der Erdwärme könne man den Ölscheichs "ein Schnippchen schlagen".

Wie die Erdwärme genutzt werden kann, wird im Kompetenzzentrum nicht nur theoretisch erläutert: Eine Probeanlage ist eingerichtet worden, die als Fußboden- und Wandheizung genutzt wird. Aber auch Kühlung ist damit möglich - zumindest theoretisch, denn da die Anlage in nur sechs Wochen aus dem Boden gestampft worden war, muss sie technisch noch etwas nachjustiert werden.

Doch wie die Fachvorträge am Abend verdeutlichten, macht sich die Technik am Ende bezahlt: Im Vergleich zu einer herkömmlichen Gasheizung etwa können die Heizkosten um 50 Prozent reduziert werden - für Firmenchefs ein Grund mehr, sich den Standort Willich näher anzuschauen.