Willich: Sprüh-Kunst für die graue Wand
Graffiti ist Hauseigentümern meist ein Gräuel. Aber Rosemarie Stennes nutzt sie jetzt zur Gestaltung eines tristen Hofes.
Willich. Ein so großes Projekt hat die Sprayer-Gruppe um die Willicher Thomas, Dennis und Alex bisher noch nicht umgesetzt. Seit Samstag gestalten sieben junge Leute eine mehr als 30 Meter lange und drei Meter hohe Hofmauer in Willich - ganz legal und mit einem richtigen Auftrag: Hauseigentümerin Marianne Blum und ihre Immobilienverwalterin Rosemarie Stennes wollen dadurch ein Defizit des Grundstücks aufarbeiten.
"Hier stehen einige Wohnungen leer, und ein Problem ist, dass sie keinen Balkon haben", erklärt Verwalterin Stennes. Daher habe sie vorgeschlagen, mit der Umgestaltung des Hofes etwas für alle Mieter zu tun: Sie besorgte Kübelpflanzen und Gartenmöbel, für die farbliche Komponente kam sie auf die Idee, die Willicher Streetworkerin Claudia Bender zu fragen. "Ich hatte von ihr und den Sprayern gelesen und fand, das sei eine gute Idee."
Sie sprach diese Idee mit dem Nachbarn Heinz Derichs ab, dem die Wand gehört und erhielt schnell eine Zustimmung. Claudia Bender traf sich dann mit einigen jungen Leuten und gemeinsam wurde das Konzept erarbeitet: "Wir haben uns für den Dschungel-Style entschieden, damit sich die Leute, die hier sitzen, wohl fühlen."
Die Spray-Aktion wurde gründlich und handwerklich einwandfrei vorbereitet: Die ganze Mauer erhielt eine Grundierung und am Samstag begannen die Arbeiten: Die Sprayer arbeiteten sorgfältig an den präzisen Konturen von Frosch, Tigerkopf und Blumen, die Innenflächen wurden in den verschiedensten Farb-Abstufungen ausgefüllt und selbst ein Wasserfall mit Teich darunter entstand auf der Mauer.
War einer der unerfahrenen Sprayer unsicher, gab es Tipps von den Älteren, "das ist eine gute Gruppe", bescheinigte Bender ihnen. Ganz fertig wurden die Künstler an einem Nachmittag nicht, aber in den nächsten Wochen werden die Abschlussarbeiten noch gemacht.
Mieterin Veronika Albin beobachtete mit Eigentümerin Marianne Blum, die mit ihren 77 Jahren ja eigentlich nicht mehr zur Grafitti-Zielgruppe gehört, und Rosemarie Stennes die Arbeiten. Sie meinte: "Wir Mieter finden es toll, es sieht schön hell aus und nicht mehr so grau."