Krach um Wahlefeldsaal

Anwohner beschweren sich über Lärm durch sehr viele Veranstaltungen. Die Schützen sind gesprächsbereit.

Neersen. Claudia Reiners ist es satt. Sie will die Ruhestörungen, die an Samstagen und Sonntagen vom Wahlefeldsaal ausgehen, nicht mehr hinnehmen: eine türkische Hochzeit, eine Grillparty bis 4 Uhr morgens, eine Hochzeit mit nächtlichem Feuerwerk, das zweitägige Kinderfest zu Pfingsten, dann eine Großveranstaltung von Sinti und Roma mit über 500 Personen, nicht zu vergessen ein Probeschießen der Schützen und Übungstrommeln am 1. Juni - an etlichen Wochenenden in Folge musste sie zuletzt Lärm hinnehmen.

Claudia Reiners wohnt am Minoritenplatz 6. Sie ist direkte Nachbarin des Saals. Jetzt sammelt sie Unterschriften von Anwohnern, die den Lärm und den Eingriff in die Privatsphäre auch nicht mehr ertragen wollen.

"Wir nehmen es nicht länger hin, dass durch eindeutig monetäre Interessen der Bruderschaft die Lebensqualität der Anwohner am Minoritenplatz während des Wochenendes derart massiv herabgesetzt wird." Reiners Klage richtet sich an Peter Vennen, den 1. Brudermeister der St.Sebastianus-Bruderschaft. Die Schützen hatten in den 90er Jahren den maroden Wahlefeldsaal gekauft und in Rekordzeit renoviert. 1998 wurde er eingeweiht.

Er ist ein Schmuckstück geworden, das die Sebastianer auf ihrer Homepage stolz bewerben: "Unser Haus bietet Platz für bis zu 199 Personen und kann für alle Feierlichkeiten wie Hochzeiten, betriebliche Feste, Geburtstage oder andere Anlässen von jedermann angemietet werden." Zur frühzeitigen Reservierung solle man sich an die Saalverantwortlichen wenden, u.a. an Peter Vennen.

Claudia Reiners und Nachbarn, die ihre Beschwerde unterstützen, fragen beispielsweise, wie sich diese kommerzielle Aquisition und gewerbliche Geschäftstätigkeit mit dem Status der Gemeinnützigkeit verträgt. "Wir befinden uns im Gemeindezentrum von Neersen. Seine Bewohner haben diesen Ort nicht zuletzt wegen der dörflichen Ruhe zum Lebensmittelpunkt gewählt."

Der Frust der Nachbarschaft hat bereits die Willicher Stadtspitze erreicht. Bürgermeister Josef Heyes hat außerdem einen Brief von Robert Brintrup, Präsident der St. Sebastianer, vorliegen. Darin zeigt Brintrup für die Klage der Anwohner Verständnis und verspricht, dass es solche Großveranstaltungen, wie die eine von Frau Reiners angesprochen, nicht mehr geben werde, so Heyes.

Brintrup liege viel an einem guten nachbarschaftlichen Verhältnis. Es habe auch schon ein Gespräch der Schützen mit Frau Reiners gegeben. "Ein weiteres wird folgen, wenn Herr Vennen aus dem Urlaub zurück ist," so Heyes. Den Schützen sei daran gelegen, die Situation zu entschärfen.

Die Willicher Verwaltung prüft unterdessen, ob vereinbarte Nutzungszeiten und Schallschutz des Saales eingehalten werden. "Das ist ein zugelassener Betrieb", so Heyes, der das ehrenamtliche Engagement der St. Sebastianer und die "gesellschaftspolitische Bedeutung des Wahlefeldsaales für Neersen" hervorhebt. "Bei aller Wichtigkeit darf die Unstimmigkeit nicht eskalieren", so Heyes.