Neersen: Zirkusparade mit Augustine
Festspiele: Astrid Sacher und das Knirps-Theater gastieren mit einem Mitmachstück für Kinder ab drei Jahren in Neersen.
Neersen. Nach und nach treffen sie ein. Kleine Jungs und Mädchen, meist mit Mama oder Papa an der Hand, manchmal auch mit Oma und Opa. Auf dem Weg ins Theater, genauer in den Neersener Schlosskeller. Ein Blondschopf ist ganz aufgeregt. "Ich war schon mal hier", sagt er, "kann ich diesmal auch selbst spielen?"
Klar kann er das. Astrid Sacher lächelt. Das ist genau das, was sie hören möchte. "Schließlich mache ich ja klassisches Mitmachtheater für Kinder." Verkleidet ist sie schon. Als Augustine, der Haupt- und gleichzeitig einzigen Figur ihres Stückes "Die große Zirkusparade". Mehr Schauspieler braucht sie nicht. "Dafür habe ich ja die Kinder", sagt Sacher ("wie die Torte") und entschwindet zum Schminken.
Gut gefüllt ist der Schlosskeller. Die erste Aufführung am Morgen war ausverkauft. "Weil da die ganzen Kindergärten da waren." Jetzt sitzen halt vor allem Familien im Publikum, die Kinder haben es sich direkt vor der Bühne auf den Matten bequem gemacht. Als das Licht ausgeht, wird es einigen etwas mulmig zumute. Ein Mädchen nutzt die Chance und setzt sich doch lieber bei Mama auf den Schoß. Später wird sie allerdings zurückkommen. Die Neugier siegt.
Augustine erklärt, warum der Magier nicht da ist
Als das Licht wieder angeht, steht eine Kiste auf der Bühne. Ein Wecker klingelt und reißt Augustine unsanft aus dem Schlaf. Ziemlich tranig klettert die Blondine im Nachthemd aus der Kiste. Jetzt erstmal anziehen, aber was? Die Kinder schütteln den Kopf. So eine Unordnung. Auf der Suche nach rechter Socke, richtiger Hose und Hut müssen die kleinen Zuschauer helfen. Zu zerstreut ist Augustine. Und dann fällt ihr mit Schrecken auf, dass für die groß angekündigte Zirkusvorstellung noch so ziemlich alles fehlt. Musiker? Fehlanzeige! Zauberer? "Der hat sich weggezaubert." Und die wilden Tiere? Auch irgendwie nicht da.
Wie gut, dass die Kinder einspringen. Der kleine Blondschopf von vorhin ist in seinem Element. In der Musikkapelle wird er zum Trommler. Augustine schafft es (Ziehharmonika) spielend, die Kinder zu motivieren. Auch die schüchternen trauen sich. Erst kommen sie vorsichtig aus den Bankreihen nach vorne, dann wollen sie auf die Bühne. Mit ihrer Hilfe schafft es Augustine, ein Ei erst her- und dann wieder wegzuzaubern und schließlich sind doch die wilden Tiere im Schlosskeller los. Erst brüllen die Kinder wie der König der Tiere, danach formieren sie sich kunstvoll zur Löwenpyramide. Die "Große Zirkusparade" hat ihren Höhepunkt und Abschluss gefunden.