Willich/Tönisvorst: Die Vorfreude aufs Halbfinale steigt

Vom Pfarrer bis zum St. Töniser Urgestein – alle sind heiß aufs Halbfinale.

Willich/Tönisvorst. Der Blick fiel gestern morgen erst einmal ins Terminbuch. Dann stellte Pfarrer Ludwig Kamm erleichtert fest: "Mittwochabend habe ich frei." Damit steht dem Fußballgucken nichts im Weg. "Natürlich bin ich ein Fan und über den Sieg gegen Portugal habe ich mich schon sehr gefreut", sagt der katholische Pfarrer aus Vorst. Mit dem Halbfinale geht das neue Sommermärchen weiter.

Was hält denn der Kirchenmann davon, wenn Fans bei der EM um göttlichen Beistand beten, damit ihr Team siegt? "In der Messe während des Spiels gegen Kroatien habe ich noch selbst gesagt: Lasst uns auch für die Fußballer beten. Nicht damit sie siegen, aber damit das Spiel besser wird." Kein Wunder: Die erste Halbzeit hatte Kamm noch selbst verfolgen können.

EM-Fan ist auch Uli Weckauf, Radio- und Fernsehtechniker aus St. Tönis - auch, weil das Event durchaus für Belebung für das Geschäft gesorgt hat. "Der Mai war sehr ruhig, aber kurz vor der EM ging es dann los." Einen Notdienst hat seine Firma auch. "Da gab es aber schon während der vergangenen WM keine Anrufe."

Das Horrorszenario, dass kurz vor dem Anpfiff der Fernseher streikt, trete ohnehin nie ein. "Und selbst wenn, die meisten Leute haben heute mehr als einen Fernsehen im Haus. Das war vor 20 Jahren noch anders", weiß Weckauf. Außerdem wählten viele Fußball-Fans "Public Viewing".

Apropos: Das "Rudelgucken" kennen die Tönisvorster nur vom Hören-Sagen - jedenfalls was ihre eigene Stadt betrifft. Dies sei kurzfristig kein Thema für die Verwaltung, zu hoch der Aufwand. Aber zumindest für die WM 2010 gibt es Hoffnung. Intern werden sich bereits Gedanken gemacht.

Jugendliche weichen da gerne nach Krefeld oder Grefrath aus. Willich kommt ebenfalls ohne "offizielles" Public Viewing aus. Dafür können die Fans in der Josefshalle Anrath gemeinsam gucken - kostenlos und ohne Voranmeldung.

Auch in vielen Vereinen wird zusammen geschaut, etwa beim SC Schiefbahn. Bei der Turnerschaft St. Tönis hatten sich etwa 30 Mitglieder im Vereinsheim für das Portugal-Spiel getroffen. "Die Stimmung war bombig", freute sich Wolfgang Wellinghausen, St. Töniser Urgestein.

Und auch die Polizei hatte Grund zur Freude: Nach dem 3:2 gegen Portugal wurde zwar heftig, aber überall friedlich gefeiert. Das Halbfinale kann also kommen.