Sankt Tönis: Eine Schule für Handwerker
Auf jeder Etage des entkernten Altbaus der katholischen Grundschule St. Tönis arbeiten zurzeit Handwerker. Ein Rundgang.
Sankt Tönis. "Das erste Mal haben wir St.Tönis nur mit dem Navi gefunden." Harald Werk lacht. Mittlerweile legen er und Kollege Toni Gökdemir die 50 Kilometer lange Strecke zwischen Oberhausen und St.Tönis längst ohne elektronischen Pfadfinder zurück.
Werktags steuern die beiden Trockenbauer Tönisvorsts größte städtische Baustelle an. Wenn sie nach Feierabend in ihren Wagen steigen, kaschieren wieder ein paar neu eingezogene Decken und Wände mehr die putznackten Räume des Altbaus der katholischen Grundschule.
CatharinaPerchthaler, Pressesprecherin der Stadt Tönisvorst, über die größe Baustelle der Stadt, die Sanierung des Altbaus der katholischen Grundschule St. Tönis
Ein Bauzaun mit gestreiftem Sichtschutz grenzt das alte Gebäude vom Schulhof des Neubaus ab. Seit März arbeiten Schüler und Handwerker nebeneinander her. Die einen pauken in den modernen Klassenzimmern, die anderen entkernen den Altbau, damit auch er im Oktober den Ansprüchen einer Schule von heute genügt.
Dazu gehört die Betreuung der Kinder in der Offenen Ganztagsgrundschule. Ihre Räume werden künftig im erstes Obergeschoss zu finden sein. In das Erdgeschoss zieht die Verwaltung ein, außerdem soll es dort einen Multifunktionsraum geben, der als Bewegungsraum, aber auch als Aula genutzt werden kann.
Im Dachgeschoss des insgesamt 800 Quadratmeter großen Gebäudes kommen ein EDV-Raum und ein Mehrzweckraum (Malen und Werkstatt) sowie eine Betreuungsgruppe 8 bis 13Uhr unter.
1,2 Millionen Euro wird die gesamte Sanierungsmaßnahme kosten. Bisher, so Stadtpressesprecherin Catharina Perchtaler, "liegen wir gut im Zeitplan und im Kostenrahmen."
Maurer schleppen immer wieder Steine vom Hof die neuen Betonstufen hinauf. Die alte Treppe war "ausgelatscht" und musste komplett erneuert werden. Erst unterm Dach können die Männer ihre Last von der Schulter nehmen.
Eine neu gezimmerte Gaube - noch ohne Scheiben - eröffnet dort einen herrlichen Blick über das Dach des benachbarten Neubaus hinüber zum Kirchturm von St.Cornelius. Der Dachstuhl des Altbaus ist übrigens noch intakt, hier und da sind die Holzsparren mit neuen Latten verstärkt worden. Die neuen roten Ziegeln sind schon gelegt. Die alten liegen zerschmettert in einem Container.
Im ersten Stock, dort, wo auch die beiden Trockenbauer für den modernsten Brandschutz schuften, sind bereits die technischen Voraussetzungen für den neuen WC-Bereich zu erkennen. Elektrik und Heizung des Hauses werden erneuert. Die einzelnen Gewerke arbeiten Hand in Hand. Sagen auch Werk und Gökdemir, die gerade die nächste Gipskartonplatte in das Metallprofil des Ständerwerks einpassen.
Unter Denkmalschutz steht das alte Schulgebäude übrigens nicht. Wenn auch eine 106 Jahre alte Tafel in der Wand der Eingangshalle den Neubau überdauern wird: "Brav sei Knab und Mädchen, Freud und Stolz dem Städtchen. 1902."
Diesem Städtchen werden in ein paar Wochen die Oberhausener Handwerker wieder den Rücken kehren. In den modernen Räumen innerhalb alter Mauern kennen sie dann jeden Winkel.