Willich: Erholung von der Radioaktivität für Kinder aus Tschernobyl

Kinder aus Tschernobyl sind derzeit zu Gast am Niederrhein.

Willich. "George" - wie seine englische Gastmutter Hazel Kerr ihren elfjährigen Besucher aus Weißrussland nennt - führt sorgfältig den großen Hund "Ziggy" an der Leine durch den Schlosspark Neersen.

Das kann er nicht immer, sondern nur vier Wochen lang: Der Junge ist einer von 22 Kindern aus dem Gomel-Gebiet in der Nähe von Tschernobyl, die derzeit am Niederrhein Urlaub machen. Sie sollen sich von dem Leben in einer radioaktiv verseuchten Umwelt erholen und ihr Immunsystem stärken.

Hazel Kerr lebt mit ihrer Familie bei den britischen Streitkräften in Mönchengladbach, ihr Gast ist zum zweiten Mal bei der Familie. "Er und unser Sohn Joshua (12 Jahre) verstehen sich gut", erzählt Kerr.

Essenstechnisch liebt George Hühnchen, er spielt gerne Playstation, fährt Rad oder springt Trampolin. Am Mittwoch war der Begrüßungsnachmittag mit Kindern und Gasteltern im Neersener Schlosspark.

Der Austausch wird seit 15 Jahren von dem Verein "Tschernobyl-Kinderhilfe Willich" (vormals Kempen) organisiert - und die Stimmung unter allen Anwesenden war gut: Die beiden neunjährigen Mädchen Olga und Jana verstanden sich mit ihrer Gastmutter Petra Suchan, die zum ersten Mal Kinder aufnahm.

Katja, die schon zum dritten Mal bei ihren Gasteltern Berthold und Brigitte Parschau aus Krefeld untergebracht ist, fühlte sich ebenfalls wohl und freute sich schon auf einen Ausflug nach Holland an das für sie ungewohnte Meer. Ihr Gastvater Parschau hält diese Reisen auch mehr als 20Jahre nach der Reaktor-Katastrophe in Tschernobyl für notwendig: "Die Kinder bauen ihr Immunsystem in den vier Wochen extrem auf."

Die Vereinsarbeit habe sich wieder gut entwickelt, berichtete Peter Küppers, der seit 2007 Nachfolger des Gründers und Vorsitzenden Ulrich Niethen aus Kempen ist. In diesem Jahr haben sich mehr Familien gemeldet, als Kinder kamen.

"Im nächsten Jahr werden wir vielleicht wieder 30Kinder holen können", hofft er. Dabei ist der Verein allerdings auf Hilfe angewiesen: Er hat derzeit 27 Mitglieder, finanziert aber für alle Kinder die Reisekosten und Versicherungen - rund 300 Euro pro Kopf. Wer helfen möchte: Es gibt ein Spendenkonto und Infos zum Verein unter