Cray Valley stinkt zum Abschied

In der früheren Fabrik müssen noch einige Altlasten saniert werden. Infos gibt’s zur Offenen Tür.

St. Tönis. Beliebt war sie bei den Anwohnern und Nachbarn nie - im Gegenteil: Die hätten die Fabrik Cray Valley an der Mühlenstraße schon vor vielen Jahren am liebsten zum Teufel gewünscht, beziehungsweise dem Erdboden gleich gemacht. Letzteres steht bevor.

Nachdem das Unternehmen, in dem Kunstharze produziert wurden, im November 2006 dicht gemacht wurde, soll nun bald die Abrissbirne anrücken. Zeitgleich steht aber auch noch eine Reihe von Sanierungen an. Um über den genauen Stand zu berichten, war gestern sogar Geschäftsführer Jacques Migniot aus Paris gekommen.

Die Verantwortung für die Sanierung trägt Silke Kircheisen, Leiterin des Ressorts Sicherheit und Umwelt. Sie hat ihren Sitz im Zwickauer Werk von Cray Valley. "Ende Juli beginnen wir mit dem Abriss der Gebäude. Das wird rund drei Monate dauern", berichtet sie. Zeitgleich laufen auf dem Areal Altlastensanierungen.

So muss jede Menge Erdreich ausgekoffert und auf die Sondermüll-Deponie gebracht werden. Will sagen: Cray Valley muss nochmal ganz tief in die Tasche greifen. Das Ganze kostet ein Heidengeld. Was für die Firmenleitung eher nachrangig ist. "Für uns ist die Sauberkeit des Areals das Allerwichtigste", betont Migniot.

Er habe kein Problem damit, eine einzelne Halle des 34000 Quadratmeter großen Areals zu verkaufen. Aber beim geringsten Zweifel, ob eine Altlast vorhanden sei - Migniot macht die abräumende Armbewegung - Abriss.

Es sieht in der Tat leer aus in den einstigen Hallen. Alle Maschinen und sämtliche Elektrik sind weg, der Strom ist abgestellt, vereinzelt sind auch schon Diebe auf dem Gelände gewesen. Weswegen nun ein Wachdienst permanent nach dem Rechten sieht. "Ja", bestätigt der frühere Werksleiter Thiery Ziegler, es tut schon weh, das so zu sehen. Er freut sich allerdings, dass er nach wie vor Kontakt zu ehemaligen Beschäftigten hat.

Was Umweltexpertin Kircheisen am Herzen liegt: Es müssen 19 Tanks aus der Erde geholt werden. Technisch kein allzu großes Problem. Aber: Es wird stinken. Zum letzten Mal werden die Anwohner merken, dass sie in ihrer Nähe eine Fabrik hatten. "Es wird sich nicht vermeiden lassen. An den Tankwänden haftet noch Lösemittel", bedauert Kircheisen.

Neben technischen Vorkehrungen für solche Fälle (Absauganlage, Zelt) wird Cray zusätzlich eine Telefon-Hotline einrichten, bei der Nachbarn nachfragen können. Die Nummer soll noch bekannt gegeben werden. Gearbeitet wird täglich von 7 bis 18 Uhr, nicht am Wochenende. Außerdem wird am 5. Juli von 9 bis 12 Uhr ein Tag der Offenen Tür angeboten, bei dem unter anderem der frühere Werkleiter Thiery Ziegler Rede und Antwort stehen wird.

Die Sanierung läuft in enger Absprache mit dem Umweltamt des Kreises. "Ohne diese Kollegen tun wir hier keinen Schritt", betont Kircheisen und lobt die gute Zusammenarbeit. Im Vorfeld hatte sie bereits eine historische Recherche angestellt, um rauszubekommen, welche Altlasten-Probleme von der Vorgänger-Firma Hendriks und Sommer möglicherweise noch auf Cray Valley zukommen.

"Im Januar 2009 sollte alles bereinigt sein", hofft Kircheisen. Allerdings laufen noch einige Wassersanierungen. Und das kann noch eine Weile dauern. Fast hundert Messstellen sind auf dem Gelände verteilt. Wenn man alles erledigt ist, soll Rasen gesät werden.

Und was wird aus dem Areal? Es soll wohl Industriegebiet bleiben. Derzeit verhandelt Cray Valley eifrig mit der Stadt. Die hätte das Gelände gerne, um Betriebe ansiedeln zu können. Sie hatte ja auch schon darüber nachgedacht, dort eine neue Feuerwache zu bauen. Von diesen Plänen ist sie wieder abgekommen. Allerdings gibt’s für einzelne Parzellen auch andere Interessenten.