Willich: Römer am alten Stahlwerk

Zwei Firmen bauen in Willich auf historischem Boden. Dafür musste das Gelände eigens aufgeschüttet werden.

Willich. Spaziergänger am Burgerweg ahnen es kaum: Sie bewegen sich auf historischem Boden. Am Rande des Gewerbeparks Stahlwerks Becker, also dort, wo sich heute rund um den Teich am Ende der Wasserachse ein kleiner Grünzug befindet, soll es einst eine größere Befestigungsanlage gegeben haben.

"In einem alten Grabenverlauf, der verfüllt wurde, sind vom Rheinischen Amt für Denkmalpflege im Zuge der Aufstellung des Bebauungsplans Scherben gefunden worden", erläutert Linda Zensen, bei der Willicher Stadtverwaltung für die Denkmalpflege zuständig. Die Scherben stammten aus dem 11. bis 13. sowie aus 15.und 16. Jahrhundert. Doch auch römische Keramik war darunter, weshalb die Denkmalexperten vermuten, dass es dort schon im 2. und 3. Jahrhundert eine Besiedlung gegeben hat.

Bereits seit längerer Zeit war laut Zensen bekannt, dass im Bereich des in der Nähe gelegenen Mönchhofes eine "villa rustica", also ein römisches Landgut, lag. "Vielleicht stand am heutigen Burgerweg ein befestigtes Militärlager", sagt die Denkmalschützerin. Die Strukturen des Grabens, der auf Luftaufnahmen gut zu erkennen ist, lassen diesen Schluss zu.

Der Graben ist zu einem Bodendenkmal erklärt, also unter Schutz gestellt worden. Was für die Grundstücksgesellschaft Konsequenzen hatte: Die dort befindlichen Grundstücke dürfen nicht einfach bebaut werden. "In den bestehenden Boden dürfen wir nicht eingreifen. Was die Vermarktung schwieriger macht", erläutert Stadtkämmerer Willy Kerbusch.

Eine Lösung konnte aber gefunden werden: Die entsprechenden Grundstücke werden mit Erde aufgefüllt und auf das Niveau des übrigen Gewerbeparks gebracht. Fundamente und Versorgungsleitungen neuer Gebäude können dann durch den aufgefüllten Boden geführt werden, ohne das darunter liegende Denkmal zu gefährden.

Neben dem Entwässerungsteich sind bereits zwei Grundstücke für die Bebauung vorbereitet worden. Bauen werden dort die Firmen "Spirit of Spice" und "Omnibus Elektroniks". "Das war im B-Plan schon immer so vorgesehen", betont Kerbusch mit Blick auf Kritiker, die die Zerstörung des Grünzuges bemängelt haben.

Weitere Grundstücke am Burgerweg werden folgen. Die Bauherren dort müssen dem Denkmalschutz noch stärker Rechnung tragen: Da der alte Graben quer über diese Grundstücke verläuft, werden sie verpflichtet, innerhalb der Gebäude und auf gepflasterten Außenflächen seinen Verlauf zu kennzeichnen. "Im Keller des Neersener Schlosses haben wir das auch so gemacht", sagt Linda Zensen.

Wird es auch ein Schild am Burgerweg geben, das auf das Bodendenkmal hinweist? "Das wäre wünschenswert, ist bislang aber noch nicht vorgesehen", sagt Zensen.