Willicher Stadtgeschichte Ein Klosterbruder hinterlässt Spuren

Serie | Schiefbahn · Das Schiefbahner Museum „Kamps Pitter“ verdankt seine Existenz dem Einsatz motivierter Bürger, die ihre Heimat lieben. Wer sich dort einmal umsehen möchte, hat dazu beim Kartoffelfest am Freitag, 27. September, Gelegenheit.

Klosterbruder Peter Kamps ist Namensgeber für das Museum „Kamps Pitter“. Zu den Veranstaltungen auf dem Museumsgelände gehören das Maifest und das Kartoffelfest.

Klosterbruder Peter Kamps ist Namensgeber für das Museum „Kamps Pitter“. Zu den Veranstaltungen auf dem Museumsgelände gehören das Maifest und das Kartoffelfest.

Foto: Norbert Prümen

Am Anfang stand ein Klosterbruder namens Peter Kamps – ein Mitglied des Hünfelder Oblaten-Ordens, der sich nach dem Ende des Krieges in Schiefbahn niedergelassen hatte. Im Ort nannte man den menschenfreundlichen Mönch, der 1911 in Anrath zur Welt gekommen war, „Kamps Pitter“. Pitter führte für das Schiefbahner Kloster und für die angeschlossene Missionsschule, aus der dann das St.-Bernhard-Gymnasium hervorging, die Schreinerarbeiten durch, reparierte Fenster und Schulbänke, war schließlich zwölf Jahre lang Hausmeister des Gymnasiums. Was damals niemand wusste: Der werkelnde Klosterbruder sollte Spuren hinterlassen.

Bereits 1956 richteten die 1950 gegründeten Heimat- und Geschichtsfreunde Schiefbahn in einem Kellerraum der Hubertus-Volksschule ein erstes kleines Heimatmuseum ein. Durch ihre eifrige Sammeltätigkeit wurde der Platz bald zu klein, sodass man die Exponate Mitte der 70er-Jahre im Grefrather Kreismuseum Dorenburg unterbrachte. Ende der 90er-Jahre ermöglichte Pater Andreas Petith die Rückkehr der Sammlung nach Schiefbahn. Der Heimatverein brachte die wertvollen Objekte unter der Leitung des langjährigen Vorsitzenden Ludwig Hügen im Keller des St.-Bernhard-Gymnasiums unter, das ja in Trägerschaft der Hünfelder Oblaten war, und richtete in der alten Schreinerei ein neues Heimatmuseum ein. Auf diese Weise entstand der Vorläufer des heutigen „Kamps Pitter“.

 Das Stockbrotbacken gehört zum Kartoffelfest.

Das Stockbrotbacken gehört zum Kartoffelfest.

Foto: Norbert Prümen

Von 2007 bis 2010 wurde unter dem neuen Vorsitzenden Ernst Kuhlen die alte Schreinerei, in der Peter Kamps gearbeitet hatte, durch ein motiviertes Team, geleitet von Theo Nießen, saniert und zu einem heimatkundlichen Treffpunkt ausgestaltet. Zu Ehren des legendären Klosterbruders erhielt er den Namen „Kamps Pitter“. Hier fanden Mundartnachmittage und -gottesdienste statt; auf dem Gelände des Museums liefen Brauchtumstage ab, wie das jährliche Maifest. Ein besonderes Event stellte das Verarbeiten von Sauerkraut, des „Kappes“, nach alten Rezepten dar. Der Weißkohl wurde in Tontöpfen, den „Döppen“, eingelegt, eingestampft und dann verkostet.

Zum Höhepunkt des Vereinslebens wurde schließlich ein alljährliches Kartoffelfest, zunächst noch viele Jahre hindurch auf dem Feld mit zahlreichen Familien und Mitgliedern gefeiert. Dabei kommen die Pellkartoffeln direkt aus einem gewaltigen Bottich, dem „Pännchen“, auf den Tisch und werden mit Kräuterquark verspeist. Das Fest ist mittlerweile ein Highlight vor allem für die Kinder. Höhepunkte dabei sind auch das Verzehren von Stockbrot, eine Schatzsuche und Planwagenfahrten. Das nächste Kartoffelfest steigt am Freitag, 27. September, ab 17 Uhr im „Kamps Pitter“.

2015 unterzeichneten die Heimat- und Geschichtsfreunde und die Stadt Willich einen Vertrag zur Nutzung von „Kamps Pitter“ als städtisches Museum. Von 2007 bis 2019 investierte der Verein rund 900 000 Euro in Sanierung und Umbau des ehemaligen Schreinerei- und Wohn-Gebäudes mithilfe der NRW-Stiftung, des Landschaftsverbands Rheinland, der Sparkasse Krefeld, des Kreises Viersen und der Stadt Willich. Und nicht zuletzt vieler Unternehmen und Bürger aus der Stadt Willich. Die Vereinsmitglieder legten auch ganz persönlich Hand an und leisteten Arbeit im Wert von rund 240 000 Euro. So entstand „Kamps Pitter II“.

Seit seiner Eröffnung im Februar 2019 bietet das Museum neben seinem Archiv Räume für Ausstellungen, Filme und Vorträge. Besonders bemerkenswert: die Dauerausstellungen „Historisches Willich“ und „Leben und Arbeiten früher“. Auch der Außenbereich wurde saniert und erweitert. Schon 2011 hat man vor der alten Schreinerei ein Wasch- und Schusterhaus eingerichtet; die Remisen für historische Geräte und Fahrzeuge wurden saniert und ergänzt, neue Sanitäreinrichtungen, darunter eine behindertengerechte Toilette, kamen hinzu. Neuerdings ermöglicht ein gepflasterter Weg, das Museum von der Mensa des benachbarten St.-Bernhard-Gymnasiums aus trockenen Fußes zu erreichen. Kurz: Da ist ein Museum von hoher Qualität entstanden, ermöglicht durch ein enormes Engagement Heimat liebender Bürger.