WZ-Video aus St. Tönis: Süßer die Stimmen nie klingen

Die WZ hatte zum Mitsingen an den Bus geladen und sehr viele machten mit.

St. Tönis. Spätestens am Donnerstag vor Weihnachten! Da trifft man sich am WZ-Bus zum Weihnachtslieder singen. Rolf Schumacher, der Junge mit der Ziehharmonika, stimmt als erstes "Alle Jahre wieder".

"Wir nehmen zuerst die dritte Strophe", gibt er Anweisung. "Steht auch mir zur Seite", heißt es darin. Die Frauen und Männer, die gekommen sind, treten näher an die drei Musiker heran. Außer Schumacher sind am Freitag auch Herbert Bulla mit Trompete und Christian Beckers mit Posaune da. Beckers macht damit das Versprechen wahr, das er vor einem Jahr am WZ-Bus gegeben hatte.

Gertrud Sturm steht noch etwas unentschlossen neben dem WZ-Bus. Warum? "Weiß ich auch nicht, wo ich doch so gerne singe."

"Jetzt machen wir ’Vom Himmel hoch da komm ich her’", bestimmt Schumacher. "Da gibt es auch noch eine Vorstrophe aus dem Jahr 1555 von Valentin Trille", belehrt er das Auditorium und rezitiert den alten Text, bevor er zu spielen anfängt und wieder alle mit einfallen.

Auch auf der anderen Straßenseite steht eine Schar im Halbkreis. Wolfgang Brauers ist dabei, singt mit. Er hat seinen Kaninchenteckel Lissy unter den Arm geklemmt. "Die mag Weihnachtslieder", begründet er sein Erscheinen. "Auch wenn sie keine Strophe kennt."

"Ihr Kinderlein kommet", sagt Rolf Schumacher, "auf speziellen Wunsch der Frauen hier. Wahrscheinlich an ihre Enkel gerichtet." Und los geht es. Marianne Nöhsemes kommt herbei - sie ist seit Jahren mit dabei. "Ich war schon am Parkplatz, da fiel mir der WZ-Bus ein." Prompt machte sie kehrt und rezitiert wie jedes Jahr ihr Gedicht.

Antje Wagner kommt vom Markt und geht schnell weiter. "Ich kann doch nicht singen", bedauert sie. "Auch wenn ich gerne möchte!" Auch Christa Krottmann kneift. "Heute nicht! Ich bin erkältet." An sich ist sie der Kunst nicht abgeneigt. "Sonst singe ich ja auch im Spontanchor. Nur heute nicht."

Irmgard Mielke schiebt ihren Enkelsohn Luca im Kinderwagen vor sich her. "Der liebt Musik", sagt sie. Der 20 Monate alte Junge geht auch schon zur Musikschule. "Und trommelt fleißig", sagt seine Großmutter.

Schumacher und seine Schar sind zu "O Tannenbaum" übergegangen. Wolfgang Repges steht gegenüber und grinst. "Das heißt doch "Oh Tante Traut, wat häs du fresche Blaache. Die schmiere disch de Dür vull Driet..."

Hans-Dieter Janßen singt ebenfalls nicht mit. "Ich bin im Stimmbruch", begründet der Mann, der altersmäßig näher an der Pensionierung als am Abitur zu sein scheint. "Rolf, hässe noch kehne kahle Finger?" ruft er quer über die Straße und gesteht: "Ich will den ja nur ablösen."

Hanni Schreiber ist aus dem Forstwald gekommen. "Ich bin die Schwester des Posaunisten. Da wollt ich mal gucken kommen." "Hören", verbessert sie Gerta Beckers. Sie hat ebenfalls ihren Hund dabei, "Theresa", der angeblich sogar singen kann, es heute aber unterlässt. "Ich geh’ gleich auch mal rüber", sagt sie: Ihr Mann spielt die Posaune.

Gertrud Sturm steht allein vor einem leeren Pflanzkübel und singt endlich mit. Die Töne kommen leicht und freudig. "Ich finde es sehr schön, dass diesmal Posaune und Trompete dabei sind. Die sind so wichtig bei Weihnachtsliedern."

"Wenn hier gesungen wird, bin ich dabei", sagt Traudi Rahn stolz. "Die Lieder kenne ich noch aus dem Kirchenchor." Sie gehört zu den alten Hasen, die jedes Jahr mitmachen.

Otto und Marianne Labahn singen erst mal von außen mit. Ihnen gefällt die Aktion aber sehr gut, "besonders bei dem schönen Wetter". "Das gibt dem Markt eine ganz andere Stimmung", findet Anneliese Dahlenberg.

Margot Schudnagies lauscht den Weihnachtsliedern vor dem WZ-Bus zum ersten Mal. "Schade, dass die Jugend die alten Lieder nicht mehr kennt", bedauert sie.

"Fröhöhliche Weihnacht überall, tönet durch die Lüfte froher Schall", klingt es über die Hochstraße. Annegret Giesen ist begeistert von den Bläsern. "Das macht noch mehr Stimmung". Und auch Sigrid Schumacher, die ihren Mann Rolf durch Gesang unterstützt, freut sich darüber.

"Maria durch ein Dornwald ging", wird gefordert. "Is dat die "loop Müller loop?" fragt einer der Sänger frech, der seinen Namen nicht nennen will.

Die zweieinhalbjährige Christiane hält verlegen das Händchen vors Gesicht, als sie gefragt, ob ihr der Gesang gefällt. "Doch", antwortet die Großmutter Josefine Schmitz für sie. "Die liebt Weihnachtslieder und klassische Musik, wie ihr Opa."

55 Minuten hat Marianne Laban gebraucht, bis sie sich endlich zu den Sängern stellt. "Mein Mann ist jetzt zum Arzt gegangen", begründet sie. "Jingle Bells", ist gerade dran. Und alle freuen sich über den schmissigen Rhythmus, der zum Schunkeln gegen die Kälte genutzt wird.

Zum finalen "Tochter Zion" blasen Bulla und Beckers aus allen Rohren. "Ach, war das wieder schön", sagt Maria Schmidt und verabschiedet sich von Joachim Zülke, der auch seit Jahren mitsingt. "Bis nächstes Jahr!" verabschiedet der sich. Zum Singen am WZ-Bus bekommt er von seiner Frau sicher frei.