Wohnberatung will Senioren die Hand reichen
Im Kempener Rathaus bekommen ältere Menschen Tipps, wie sie zu Hause alt werden können. Das Angebot gilt auch für Grefrather.
Kempen/Grefrath. „Der Klassiker ist der Badewannen-Lift“, berichtet Ewa Majdzinska-Otto aus ihrer täglichen Arbeit. Die Sozialpädagogin ist seit wenigen Wochen die Ansprechpartnerin der Wohnberatung für Kempen und Grefrath. Innerhalb des Projektes, das vom Kreis Viersen und den Pflegekassen finanziert wird, machen die benachbarten Kommunen gemeinsame Sache. „Grefrath war unser Wunschpartner“, sagt Kempens Bürgermeister Volker Rübo. Kollege Manfred Lommetz aus der Niersgemeinde ergänzt: „In Grefrath haben wir ohnehin eine hohe Affinität zu Kempen.“
Hintergrund der Wohnberatung: „98 Prozent der Kempener möchten zu Hause alt werden. Dieses Umfrageergebnis liegt uns vor“, so Rübo. Und Ewa Majdzinska-Otto soll den Menschen zeigen, wie das möglich ist. „Ich gebe den Leuten Tipps, wie man den Alltag im Alter zu Hause gestalten kann“, sagt die Expertin. „Das geht bei möglichen Stolperfallen los, wenn zum Beispiel der Teppich Wellen schlägt.“
Die Beraterin bietet „quasi ein Komplettpaket“. So kümmert sie sich auch um die Kommunikation mit Behörden. „Und ich hole Kostenvoranschläge bei Handwerkern ein, wenn zum Beispiel das Badezimmer umgebaut werden muss“, berichtet Majdzinska-Otto. Bei Bauanfragen gibt es zudem Unterstützung aus dem Kempener Hochbauamt. „Meine Kollegin Petra Reck ist dort die Ansprechpartnerin“, sagt die Pädagogin. So könnten auf kurzem Dienstweg Möglichkeiten entwickelt werden.
Zielgruppe der Wohnberatung sind alle Menschen in Kempen und Grefrath, die älter als 64 Jahre alt sind — 70 Prozent davon wohnen in der Thomasstadt. „Dabei geht es uns auch um Prävention“, ergänzt die Kempener Sozialamtsleiterin, Petra Sdunek. „Wir möchten die Menschen frühzeitig dazu bewegen, ihre Wohnung oder ihr Haus altengerecht zu gestalten.“
Dabei steht das Handeln von Ewa Majdzinska-Otto unter dem Leitmotiv „ambulant vor stationär“. Volker Rübo: „Nur wenn es den Kommunen gelingt, dass so viele Menschen wie möglich zu Hause ihren Lebensabend verbringen, kann der demografische Wandel gemeistert werden.“ Mehr Pflegeplätze zu schaffen, sei für die Gesellschaft wesentlich teurer als präventiv zu arbeiten. „Und es ist im Sinne der Menschen, wenn sie in den eigenen vier Wänden alt werden können“, sagt der Kempener Bürgermeister.
Aber: „Wenn es keinen Sinn mehr hat, zu Hause zu bleiben, sage ich das den Leuten auch“, ergänzt Majdzinska-Otto. „In der letzten Konsequenz kann auch ein Seniorenheim die richtige Lösung sein.“
Grefraths Bürgermeister Manfred Lommetz ist überzeugt von der Idee der Wohnberatung: „Ich bin überhaupt kein Freund von großen Netzwerken. Da kommt selten viel bei herum. Die Zusammenarbeit zwischen Kempen, Grefrath und dem Kreis Viersen ist in diesem Fall aber eine gute Perspektive. Ich sehe die Sache sehr positiv.“