Zukunft der Schullandschaft: Politik noch uneins

In den Parteien gibt es noch keine gefestigte Meinung zu den beiden möglichen Modellen für die weiterführenden Schulen in Nettetal.

Nettetal. Die Stadt Nettetal steht vor der tiefgreifendsten Veränderung ihrer Schullandschaft seit der Einführung der Gesamtschule zu Beginn der 1990er-Jahre. Zur Entscheidung stehen zwei Möglichkeiten: Die Stadt leitet im Sommer das Ende der Hauptschule und der Realschule — beide in Kaldenkirchen — ein. Dann setzt sie ausschließlich noch auf die Gesamtschule und das Werner-Jaeger-Gymnasium ab Klasse fünf. Oder sie folgt dem Rat der Schulleiter, die neben Gymnasium und Gesamtschule in Kaldenkirchen noch die Realschule mit einer erweiterten Perspektive empfehlen.

„In den Fraktionen gibt es noch keine gefestigte Meinung. Bei uns in der CDU gibt es für beide Lösungen Befürworter, andere warten noch ab. Sie erhoffen sich von der Befragung der Eltern von Dritt- und Viertklässlern Argumentationshilfen“, sagt der Vorsitzende des Schul- und Sportausschusses, Holger Michels (CDU). Der Breyeller hat in den vergangenen Wochen auch mit Vertretern anderer Fraktionen gesprochen. Auch dort heiße es: „Wir wissen noch nicht, wie wir uns entscheiden werden. Uns fehlen noch wichtige Grundlagen.“

Einig ist sich die Politik offenbar darin, tatsächlich die Hauptschule aus dem Angebotskanon in Nettetal zu streichen. Die Hoffnung, mit der Zusammenlegung der Lobbericher und Kaldenkirchener Hauptschule das System zu erhalten, hat sich zerschlagen. „Die Zukunft der Hauptschüler ist für viele der Knackpunkt überhaupt“, sagt Holger Michels.

Das von den Schulleitern favorisierte Modell der „Realschule plus“, das in Nordrhein-Westfalen nicht einmal offiziell verankert ist, erfüllt viele Politiker mit Skepsis. Wie Schüler mit einer Hauptschulempfehlung einigermaßen gerecht und angemessen auf die Real- und die Gesamtschule verteilt werden, können sie sich nicht vorstellen. Andererseits fehlt vielen auch die Fantasie, sich vorzustellen, wie eine bundesweit hochrangig angesiedelte Gesamtschule auf zwei Standorte verteilt und vergrößert wird und dann das gesamte Spektrum aller Schüler aufnimmt, die nicht direkt zum Gymnasium wechseln.

„Die Befragung der Eltern ist ein wichtiger Baustein in der Schulentwicklungsplanung“, so Schuldezernent Armin Schönfelder. Die Stadt hat die Eltern von Dritt- und Viertklässlern gebeten, ein Bündel von Fragen zu beantworten. Sie sind weitgehendend ausgewertet. Nun folgt am morgigen Dienstag, 20. Oktober, um 18.30 Uhr eine Informationsveranstaltung in der Werner-Jaeger-Halle in Lobberich. Rund 500 Eltern werden an diesem Abend erwartet, denen die Alternativen Gesamtschule und Gymnasium oder Gesamt-/Realschule plus und Gymnasium für die Zukunft vorgestellt werden.

Kritik, dass auch Eltern älterer Kinder befragt werden müssten, kann Schönfelder nachvollziehen. Aber: „Sie haben ja schon eine Wahl getroffen, auch wenn sich das System jetzt ändert und sie nur ein Jahr beispielsweise weniger als die Neulinge darin verbringen werden. Aber noch mehr Befragungen und Informationsveranstaltungen können wir nicht leisten.“ Der Dezernent weist darauf hin, dass die Schulkonferenzen, damit auch die offizielle Elternpflegschaft, bereits Beschlüsse gefasst haben.