Aufatmen bei Karstadt-Mitarbeitern

Die Nachricht von der Rettung löste im Rheydter Kaufhaus am Freitag hochgradig emotionale Szenen aus. Auch Kunden gratulierten.

Mönchengladbach. Der Geschäftsführer und die Betriebsratsvorsitzende spazierten am Freitag glücklich und zufrieden durch "ihr Haus". Manfred Hundt und Ursula Richter ließen die Mitarbeiter Abteilung für Abteilung die gute Nachricht von der Karstadt-Rettung wissen.

"Es war ein riesiges Aufatmen", sagt Richter, "es hat ja auch lange genug gedauert." Verkäuferinnen hätten sie umarmt. "Und auch Kunden, die das natürlich mitbekommen haben, haben gratuliert."

Schon einmal waren Hundt und Richter so einträchtig durch das Haus geschritten - als es hieß, Berggruen sei als Investor da. Das ist etwa drei Monate her. "Damals hatten wir schon gedacht, das sei die Rettung", erinnert sich Richter. Aber dann wurde klar, dass längst nicht alles in trockenen Tüchern war. "Es war eine lange Wartezeit und eine echte Zitterpartie", sagt Manfred Hundt.

Am Freitag bestätigte das Amtsgericht Essen endlich den Insolvenzplan der Karstadt Warenhaus GmbH, nachdem die Berggruen Holding einen Mietvertrag mit Highstreet unterzeichnet und dem Insolvenzverwalter den Vollzug des Kaufvertrags angezeigt hatte.

Die Betriebsratsvorsitzende hat "große Hoffnungen", was den Neustart für das ins Trudeln geratene Unternehmen angeht. "Ich hoffe, dass keine Manager uns mehr ausbeuten", sagt Richter. Seit 2003 hatten die Mitarbeiter immer wieder Zugeständnisse gemacht, auf Weihnachts- und Urlaubsgeld verzichtet. "Wir werden ja jetzt mal ein inhabergeführtes Geschäft", sagt Richter, "es ist schon was anderes, wenn jemand sein eigenes Geld hineinsteckt als zum Beispiel ein Riesenunternehmen als Aktiengesellschaft."

Für Rheydt hoffen Hundt und Richter jetzt auf das Innenstadtkonzept, zu dem auch die Umgestaltung des Marktplatzes gehört. "Es ist für Rheydt lebenswichtig, dass das jetzt zügig umgesetzt wird", sagt Hundt. "Das würde Rheydt einen Riesenaufschwung bringen, wenn alles so klappen würde. Rheydt würde wieder ein offenes Gesicht bekommen." Er hoffe nun, wie viele andere, dass die Fördermittel fließen.

Man bereite derzeit "mit allen Kräften" die Umsetzung des Innenstadtkonzepts Rheydt vor, sagte Oberbürgermeister Norbert Bude, der sich mit Blick auf den Rheydter Standort gestern erleichtert über die Rettung zeigte. "Ein Verlust von Karstadt hätte katastrophale Folgen für die Innenstadtentwicklung gehabt." Ihm sei "ein Stein vom Herzen gefallen", sagte Bude.