Die Monsterhalle wackelt
Firma schließt nicht mehr aus, dass das Großlager statt in Herrath in einem anderen Werk errichtet wird.
Mönchengladbach. Marianne Beckers (CDU), Wickraths couragierte Bezirksvorsteherin, hat einen Rettungsversuch gestartet. Sie traf beim Herrather Fruchtsafthersteller Refresco Krings (212 Beschäftigte) mit Markus Brettschneider zusammen.
Der Neue ist Geschäftsführer aller fünf deutschen Refresco-Standorte, Herrath inklusive. Und der Manager hat zudem die Aufgabe, das Thema neues Hochregallager möglichst rasch abzuarbeiten. Wenn nicht im ländlichen Herrath, dann woanders.
Beckers ist bemüht, in die mittlerweile starren Fronten Bewegung zu bringen. Denn Probleme - aus Sicht Brettschneiders - gibt es genug. Da ist jene Bürgerinitiative, die die fußballfeldgroße "Monsterhalle" verhindern will. Notfalls über den Klageweg.
Gravierender scheint da der forsche Preis-Poker eines ehemaligen Krings-Miteigentümers zu sein. Der hat sich einen zehn mal 300 Meter großen Wiesenstreifen angeeignet. Die Kuhwiese soll Refresco laut Stadt-Bebauungsplan kaufen und bepflanzen. So werde der Blick auf die Halle durch Grünzeug leicht verdeckt.
Dass hinter dem Streifen bereits ein vier Meter hoher Wall verläuft, der, mit Gehölzen besetzt, diese grüne Ansicht vermitteln könnte, hat weder Stadt noch Politiker veranlasst, auf die Wiese zu verzichten.
Brettschneider, so Krings-Beschäftigte, sei nicht gewillt, die "astronomischen Forderungen" des Grundstückseigners zu erfüllen. Über Anwälte ließ die Saftfirma der Stadt mitteilen, sie solle das Bebauungsplanverfahren für das Fruchtsaftlager erst einmal ruhen lassen. Damit reagierte die Firma auf die Frage der Stadtplaner, ob Krings jetzt im Besitz des erforderlichen Wiesenstreifens sei.
Ursprünglich sollte das Planverfahren am 11. Juni vom Stadtrat durchgewunken werden. Dann hätte man in Herrath wohl bauen können. Nach immerhin gut eineinhalbjähriger Diskussion um den klotzigen Hochregal-Bau. So lange nämlich streiten sich Investor und Gegner schon um das Millionen-Projekt.
"Kein Großlager in Herrath bedeutet nicht, dass wir den Standort aufgeben", sagt Krings-Personalchef Johannes Hansen zur WZ. "Aber es schmälert die Zukunftschancen des Werks."
Bei CDU/FDP überlegt man nun, auf die Wiese zu verzichten. Vielleicht kommt das Einlenken zu spät. Denn Brettschneider hat die Aufgabe, die fünf deutschen Werke unter die Lupe zu nehmen und deren betriebliche Abläufe zu optimieren. Da könnte es sein, dass das "Lager Herrath" nicht mehr nötig ist.