Fluglärm: Gladbachs Bürger leiden

Der Probebetrieb in Düsseldorf führt zu mehr Lärm über Mönchengladbach. Die Grünen kritisieren, dass der Nachtverkehr immer mehr zunimmt.

Mönchengladbach. Im Garten ist für ein paar Minuten das Vogelzwitschern nicht mehr das einzige Geräusch. Bei der eben noch so fröhlichen Gärtnerin verdunkelt sich der Blick.

Sie zieht die Stirn kraus. Ilse B. ist sauer. "Schon wieder ein Flugzeug." Die Gladbacherin ist genervt. "Ich kann es nicht belegen, aber mein Gefühl ist, dass die Zahl der Flugzeuge, die über unsere Häuser fliegen, zugenommen hat", sagt die 49-Jährige aus Stadtmitte.

Auch aus Wickrath oder Odenkirchen häufen sich Stimmen von Bürgern, die den Eindruck haben, dass mehr Flugverkehr über ihren Köpfen herrscht.

Die Gladbacher Bündnis-Grünen wollen nun Alarm schlagen. "Gladbachs Bürger leiden unter Fluglärm", sagen sie und propagieren: "Kein weiterer Probebetrieb am Flughafen Düsseldorf".

In einer Resolution für die Ratssitzung am 11. Juni fordern die Grünen NRW-Verkehrsminister Oliver Wittke (CDU) auf, den eineinhalbjährigen Probebetrieb am Flughafen Düsseldorf mit zusätzlichen Starts und Landungen aus Sicherheits- und Lärmschutzgründen unverzüglich einzustellen.

Die erteilte Genehmigung für den Probebetrieb mit 45 Starts und Landungen auf der Haupt-Start- und Landebahn des Flughafens Düsseldorf belaste zusätzlich die "ohnehin bereits stark vom Fluglärm betroffenen Mönchengladbacher", u.a. in Stadtmitte, Volksgarten, Wickrath, Rheydt, Odenkirchen und Giesenkirchen.

Die Zahl der Flugbewegungen in der Nacht und die der "geduldeten Verspätungen" nehme nach wie vor zu. Es sei "nicht nachzuvollziehen und nicht zu akzeptieren, dass der bereits bestehende Flugbetrieb abermals ausgeweitet werden soll", kritisiert Karl Sasserath, Fraktionssprecher der Mönchengladbacher Grünen.

Er und seine Mitstreiter kritisieren das Gutachten, auf das sich die Landesregierung bei ihrer Genehmigung des Probebetriebes stützt. Dieses neue der Fluglärmkommission vorgestellte Gutachten stehe "im Widerspruch zu mehreren vorhergehenden Gutachten", die von einer Stundenkapazität von maximal 37 Flugbewegungen ausgingen.

Die Gladbacher Grünen zitieren eine "aktuelle statistische Analyse" von rund 300 000 Flugbewegungen am Flughafen Düsseldorf in den Jahren 2006 und 2007.

Der Essener Diplom-Statistiker Georg Regniet komme dabei zu dem Ergebnis, dass die Einbahnmöglichkeiten des Flughafens Düsseldorf mit 40 Bewegungen pro Stunde "mehr als ausgeschöpft" seien.

Jedes weitere Einfädeln zusätzlicher Bewegungen führe zwangsläufig zu Verspätungen. Diese Verspätungen wiederum würden erst am Ende des Tages abgebaut.

Und das verschlimmere den Fluglärm in den "besonders lärmsensiblen Abend- und Nachtzeiten". Im Übrigen steige bei einem Einbahnbetrieb von 45 Flugbewegungen pro Stunde das Sicherheitsrisiko extrem.

Es sei für Mönchengladbach nicht hinnehmbar, so Gaby Brenner, Sprecherin des grünen Kreisverbands, "dass über den Köpfen ihrer Bürger experimentiert wird, ob nicht noch mehr Flugzeuge in kürzerer Zeit starten und landen können".

Eine Initiative des Stadtrates sei zum jetzigen Zeitpunkt wichtig. Jüngst habe die Lufthansa bereits eine Kapazitätserweiterung auf 55 Flüge pro Stunde gerade in den Morgen- und Abendstunden gefordert.

Mit einer Resolution würde sich der Rat der Stadt Mönchengladbach ähnlich lautenden Resolutionen der Städte Meerbusch, Mülheim an der Ruhr, Krefeld und Ratingen anschließen, die bereits einstimmig verabschiedet wurden.