Heikle Personalsituation in Kitas

Der Personalrat der Stadt übt Kritik an den Zeitverträgen der Erzieher und verweist auf Personalprobleme in einem Bereich des Allgemeinen Sozialen Dienstes.

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Der 30. Juni eines jeden Jahres ist für Politiker, Verwaltungsspitze und Personalrat der Gladbacher Stadtverwaltung ein besonderer Tag: Dann wird festgehalten, wie viele Stellen bei der Stadt unbesetzt sind. In diesem Jahr waren es am 30. Juni laut Berechnungen des Personalrats 242 Stellen, für die es keinen Verwaltungsmitarbeiter gab. „Diese Zahl ist rekordverdächtig“, sagt die Personalratsspitze Peter Heller und Thomas Enk. Sie machen CDU und SPD für die Personalsituation verantwortlich.

Aber der 30. Juni ist nur der Stichtag für eine Momentaufnahme. Gestern meldete Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners: 49 Stellen wurden bereits neu besetzt, bei 86 läuft das Besetzungsverfahren.

Und doch gab es in diesem Jahr eine kritische Situation — und aus Sicht der Personalräte auch zu „strafrechtlichen Folgen“ hätte führen können. Im Allgemeinen Sozialen Dienst waren im Arbeitschwerpunkt „Betreuung von Erwachsenen“ sechs Stellen überhaupt nicht besetzt. Diese Mitarbeiter kümmern sich um Frauen und Männer in der Stadt, die ihre Rechtsgeschäfte nicht selbst erledigen können und für die es plötzlich keinen — so der frühere Begriff — Vormund mehr gab. Die Betreuer waren in diesem Jahr in Rente gegangen.

Reiners macht keinen Hehl daraus, dass in der internen Verwaltungsorganisation etwas schief gelaufen ist. „Wenn jemand in Rente geht, ist das keine Situation, die völlig überraschend kommt. Das ist eine Schwachstelle, die wir erkannt haben und seit Monaten gegensteuern“, sagt der OB. Zum 1. Dezember seien sieben Vollzeitstellen wieder besetzt.

Zum Vorwurf des Personalrats, externe Gutachter hätten ein „Organisationsverschulden“ des OB festgestellt, sagt Reiners: „Das ist eine Interpretation des Personalrats. Mehr möchte ich dazu nicht sagen.“

Auf eine andere Kritik des Personalrats will Verwaltungschef Reiners zügig reagieren. Die Mitarbeiter-Vertreter Heller und Enk weisen darauf hin, dass die Personalsituation in den städtischen Kindergärten äußerst heikel ist. Und zwar wegen der Tatsache, dass zahlreiche Erzieher nur Zeitverträge haben. „Es gibt viel zu wenig Erzieher und Erzieherinnen auf dem Markt. Die Kommunen rangeln untereinander um jede gute Kraft. Andere Städte und Gemeinden bieten Mitarbeitern in Kindergärten sogar Sonderleistungen an, wenn sie wechseln. Wenn wir stattdessen weiter Zeitverträge anbieten, verlieren wir den Wettbewerb um diese Fachkräfte“, sagt der stellvertretende Personalratsvorsitzende Enk.

Oberbürgermeister Reiners teilt diese Sorge. „Ich weiß, dass andere Kommunen offensiv suchen. Ich habe angemahnt, dass wir von dieser Praxis runter müssen. Und das Argument, man könnte über einen Zeitvertrag die Eignung einer Kraft prüfen, ist für mich keines. Dafür haben wir die Probezeit“, sagt Reiners.