Initiative kämpft um Altstadt-Image
Schlägereien, Pöbeleien und Müll — die Altstadt sorgte in jüngerer Vergangenheit zumeist für negative Schlagzeilen. Damit soll jetzt Schluss sein. Mit Kontrollen und Kultur soll der Umschwung gelingen.
Johannes Jansen, Vorsitzender der Initiative Altstadt, ist ein besonnener Mann. Jemand, der lieber noch einmal um die Ecke denkt, bevor er einen Schnellschuss setzt. Zur Situation in der Altstadt sagt er: „Wir wollen uns das nicht länger bieten lassen. Da muss man einmal kräftig mit dem Drahtbesen durch.“ Das zeigt, wie die Altstadt-Experten die Lage einschätzen. „Es gibt Regeln. An die müssen sich alle halten. Und damit sich alle daran halten, muss das kontrolliert werden“, sagt Hauke Jakob, Wirt des Manamana am Alten Markt.
JohannesJansen, Vorsitzender Initiative Altstadt
Das Image der Altstadt ist schlecht. Schlägereien, Pöbeleien, Müll...Verursacht von einer kleinen Minderheit. „Das sind im Prinzip immer dieselben 50 Menschen, die einen ganzen Stadtteil herunterziehen“, sagt Hauke Jakob. Problemgäste hätten in fast allen Kneipen der Altstadt unisono Hausverbot. „Doch die sammeln sich dann draußen vor den Kiosken, wo sie Alkohol bekommen und fangen Schlägereien an“, sagt Jakob.
Die Polizei bestätigt dieses Problem. Sie will künftig gemeinsam mit dem Kommunalen Ordnungsdienst auf Streife gehen. Das freut die Initiative Altstadt. Denn sie haben eine Menge Ideen, wie man es schaffen kann, dass die Altstadt inmitten des Aufbruchs in der ganzen Stadt nicht „wie eine trostlose Insel wirkt“, so Johannes Jansen. Er beobachtet seit Jahren, wie sich die Dinge einander bedingen: Wegen des schlechten Images bleiben viele Vernünftige zu Hause. Weil bestimmte Gäste ausbleiben, wagt keiner, zum Beispiel ein hochwertigeres Restaurant in der Altstadt zu eröffnen. „Das ist wie bei Henne und Ei. Auflösen kann man das nur, wenn man an vielen Stellen gleichzeitig kleine Schritte macht“, sagt Jansen.
Und das tun sie. Alle gemeinsam. Die Wirte treffen sich im Club der Wirte regelmäßig, planen Aktionen. Neue Betriebe wie „Die Box“, „Bar Plastique“, „Sense Club“, „Prestige“ und „Wonder Waffel“ haben eröffnet. Sie bereichern das bisherige Angebot, findet Joseph Vitz vom Beirat der Wirte. „Die Altstadt hat ein enormes Potenzial. Der Sonnenuntergang an der Waldhausener Straße ist ein richtiges Postkartenmotiv “, sagt Wirt Hauke Jakob. Und übernächste Woche wird es ein besonderes Fotomotiv an der Waldhausener Straße geben. Über Teile der Straße wird eine Weihnachtsbeleuchtung der ganz besonderen Art gespannt. An den Schnüren über der Straße werden alte Lampenschirme aus Omas Zeiten hängen. Initiiert hat das der Verein Kulturkram.
Dass bürgerschaftliches Engagement von der Stadt auch mit Geld gefördert wird, hält Johannes Jansen von der Initiative Altstadt für einen hilfreichen Schritt. Genau wie die Ankündigung von CDU und SPD, die seit längerem verwaiste Stelle des Altstadtkümmerers wieder einzurichten. Ein wichtiges Signal für die Altstadt ist auch die Wiederbelebung des Altstadtlabors. Das tagte auch auf Initiative von Bezirksvorsteher Herbert Pauls in der vergangenen Woche zum ersten Mal seit drei Jahren wieder. Johannes Jansen: „Wir haben die alten Protokolle herausgesucht und angeschaut, was jetzt ansteht: Die Themen sind immer noch dieselben.“ Die Vorgehensweise auch: lieber kleine und gangbare Schritte gehen. Ideen gibt es viele: eine augenzwinkernde Kampagne für gutes Benehmen zum Beispiel. Das Ziel ist klar. In der Zeitung sollen bald vor allem tolle Aktionen wie der Altstadtflohmarkt die Spalten füllen — und nicht mehr die Meldungen über Schlägereien.