Menschen: Der Wolf(s) im Hühnerstall

Heinz Willi Wolfs ist Banker und ein Freund des Federviehs. Seit 16 Jahren hat der 54-Jährige Hühner auf seinem Hof.

<strong>Mönchengladbach. Langsam schleicht er sich an die gackernde Schar heran, dann plötzlich packt er blitzschnell zu, packt das Federvieh an den Beinen und präsentiert schließlich stolz seine Beute - ein etwas verunsichert dreischauendes Huhn. Die restlichen Hühnerdamen üben inzwischen unter lautem Gegacker und vielen Flügelschlägen Protest an der plötzlichen Unruhe im Hühnerhaus. Dabei sind sie die Besuche von ihrem Wolf(s) eigentlich gewöhnt, schließlich versorgt Heinz-Willi Wolfs (54) die Federtiere jeden Abend mit frischem Futter. "Jetzt legen sie vor lauter Schock bestimmt weniger Eier", witzelt Wolfs. Dabei warten doch gerade zu Ostern einige Nachbarn und Arbeitskollegen auf die ovale Ware. "Tja, was soll ich machen. Wenn die Hühner nicht legen, dann legen sie eben nicht." Und auf Tricks wie gutes Zureden, vermehrte Streicheleinheiten oder besondere Futterleckereien will der 54-Jährige nicht zurückgreifen. "Es sind ganz einfach Tiere", erklärt er. Da bleibt den wartenden Kollegen nur zu hoffen, dass das Wetter über die Feiertage schön ist, denn an eines glaubt der Hobby-Landwirt fest: Bei gutem Wetter legen die Hühner deutlich mehr Eier. "Wenn die Hühner kalte Füße bekommen, dann haben sie einfach keine Lust zum Legen", so seine These. Aufs Huhn gekommen ist Heinz-Willi Wolfs vor 16 Jahren. "Damals haben wir den Bauernhof meiner Eltern umgebaut. Doch den Hühnerstall wollte ich nicht aufgeben. Schließlich hatten meine Eltern immer schon Hühner auf dem Hof." Und seitdem haben auch die Wolfs 20 bis 25 gefiederte Untermieter, die hier wohl den Hühner-Himmel auf Erden erleben. Denn neben einer großen Freifläche, auf der es sich prima picken und scharren lässt, bietet Heinz-Willi Wolfs den Hennen auch einen kleinen Teich und ein kuschelig-warmes Nest im anliegenden Stall. Die Hühner können also glücklich alt werden, denn auch vor dem Kochtopf muss sich hier niemand fürchten. "Das liegt aber mehr daran, dass an dieser Rasse, den Leghornhühnern, einfach kein Fleisch ist", erklärt Wolfs fachmännisch. "Ich gebe zu, da bin ich Landwirt durch und durch. Ich gebe den Tieren ja auch keine Namen, das sind eben in erster Linie Nutztiere für mich", erklärt er lachend.

Verzichten möchte er auf seine gackernde Herde dennoch nicht, "sie gehören einfach dazu, und es macht mir Freude, die Tiere zu sehen."

Funktion: Ein Ei ist für das sich in ihm entwickelnde Tier bis zum Schlüpfen eine Art Schutzraum und Energielieferant.

Symbol: Das Ei gilt als Fruchtbarkeitssymbol. Ostereier werden wohl schon seit über drei Jahrhunderten versteckt.

Legebatterien: Die Grüne Jugend Mönchengladbach appelliert an die Verbraucher, keine Eier mit einer "3" zu kaufen: Der Stempelabdruck steht für Käfighaltung.