Reichen sich die Großen die Hand?

Vieles deutet nun auf eine große Koalition hin. Sind bei der CDU die Tage von Besten und Post gezählt? CDU-intern geht man von einem Abgang von Rolf Besten als Fraktionsvorsitzender aus.

Mönchengladbach. Der Schockzustand hält an. Die OB-Wahl und zwölf Direktmandate verloren - bei der CDU ist man nach Außen immer noch sprachlos. Am Montagabend Abend traf sich der Kreisparteivorstand "zum Aufarbeiten und zur Analyse", wie es CDU-Fraktionschef Rolf Besten lapidar sagte. Bleibt Besten im neuen Stadtrat Sprecher der CDU-Fraktion? "Dazu möchte ich jetzt nichts sagen", sagt der Eickener.

CDU-intern geht man von einem Abgang Bestens als Fraktionsvorsitzender aus. Auch, weil eine Abmachung nach langem Zoff mit der Jungen Union und CDU-Rebell Torsten Terhorst lautet: Besten verzichtet auf den Fraktionsvorsitz. Auch die "Personalie Post" beschäftige den Vorstand. Ob der gescheiterte OB-Bewerber als Parteichef zurücktritt, dazu war am späten Abend nichts Offizielles zu hören.

Eine CDU-Kommission will mit SPD, FDP, FWG und Bündnis-Grünen über eine Zusammenarbeit reden. Gegenüber einer großen Koalition mit der SPD scheint man nicht abgeneigt. Die CDU hat nur noch 23 (vorher 33) Sitze, die SPD bringt es auf 19 (20).

Erich Oberem (FWG; vier Mandate) stellt klar: Eine "auf Sachfragen beruhende Zusammenarbeit mit der CDU" kann er sich durchaus vorstellen, nicht aber eine Zusammenarbeit mit der FDP (sieben Sitze). Nur: CDU mit FDP haben ebenso keine Mehrheit wie CDU mit FWG.

Also ein Zusammengehen der "Großen"? Lothar Beine, SPD-Fraktionschef, sagt dazu: "Das ist eine von zwei Optionen bei uns." Die andere lautet: SPD, FDP und Bündnis-Grüne (acht, vorher sieben Sitze) bilden eine mehrheitliche Ampel.

Ihren Fahrplan stimmten die Sozialdemokraten am Abend ab. Mittlerweile ist es ein offenes Geheimnis, dass Wahlsieger OB Norbert Bude (SPD) ein Freund der großen Koalition ist. Hierdurch böte sich der SPD endlich die "gestalterische Mitwirkung" bei verschiedensten Themen an.

Bude stößt mit seinen Vorstellungen aber auf Widerstand bei einigen Genossinnen und Genossen. Die wiederum wollen und können es überhaupt nicht mit Rolf Besten, wie sie sagen.

"Natürlich werden wir uns keinem Gespräch verweigern, wenn es darum geht, Gladbach substanziell nach vorne zu bringen", sagt Karl Sasserath, Bündnis-Grüne. Einer Ampel-Verbindung aus SPD, FDP und Bündnis-Grünen rechnet er keine Chancen ein. "Das ist für uns aussichtslos."

Die Grünen hätten im Wahlkampf "alles richtig gemacht und im bürgerlichen Lager zu Lasten der CDU nicht nur in Rheydt-Mitte viele Stimmen geholt". Man sehe keinen Anlass, auf andere Parteien zuzugehen. Sasserath fürchtet, dass die große Koalition den Flughafen-Ausbau und das neue große Shopping-Center an der Hindenburgstraße durchpeitschen wird. Sasserath: "Beides lehnen wir ab."

Auch die FDP legte sich auf ihre Marschrichtung fest. Ihr Fraktionssprecher Anno Jansen-Winkeln sagt: "Wir sprechen mit allen, nur nicht mit Extremen." Die Liberalen sind auch auf der Suche nach einer Mehrheit zur Wiederwahl von Stadtkämmerer Bernd Kuckels (FDP). Darüber könnte der alte Stadtrat in seiner letzten Sitzung Anfang Oktober entscheiden. Kuckels Amtszeit läuft am 31. März 2010 aus.