Personennahverkehr in Grevenbroich Hoher Krankenstand, defekte Fahrzeuge: Zugausfälle auf der Linie RB 39

Update | Grevenbroich · Auf der Linie RB 39 kommt es in den nächsten Wochen zu erheblichen Einschränkungen bei Takt und Verbindungen. Als Gründe nennt Vias eine angespannte Personallage sowie Wartungs- und Reparaturarbeiten an der Fahrzeugflotte.

Züge der RB 39 fahren für mehrere Wochen in einem geänderten Verkehrskonzept. Das führt zu Einschränkungen bei Takt und Verbindungen.

Foto: Melanie Zanin (MZ)

(wilp) Auf der Linie RB 39 wird es mehrere Wochen lang zu Zugausfällen kommen – voraussichtlich bis Anfang April. Grund dafür sei eine durch hohe Krankenstände angespannte Personallage sowie zwingend notwendige Wartungs- und Reparaturarbeiten an der Fahrzeugflotte, teilte Vias-Sprecher Alexander Barth am Montag mit. In Abstimmung mit dem Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) habe sich das Unternehmen zu einem vorübergehend veränderten Betriebskonzept entschlossen. „Ziel des überarbeiteten Fahrplans ist die Stabilisierung des Angebots, auch wenn dies zu Einschränkungen beim Takt und bei den Verbindungen führt“, sagte Barth.

Dafür wurde der Fahrplan der Linie RB 39 ab Montag für zunächst acht Wochen wie folgt umgestellt: Montags bis freitags verkehren die Züge in einem 60-Minuten-Takt zwischen Bedburg und Neuss. Der Teilabschnitt nach Düsseldorf entfällt. „Fahrgäste von und nach Düsseldorf bitten wir, die anderen Linien des Nahverkehrs zu nutzen und in Neuss umzusteigen. Dadurch verlängert sich bedauerlicherweise die Reisezeit“, so Barth. Zwischen Grevenbroich und Neuss will Vias einen durchgehenden 30-Minuten-Takt anbieten. Die morgendlichen und nachmittäglichen Zusatzzüge – die sogenannten Zwischentakte – werden vorerst eingestellt. An den Wochenenden fährt die Linie RB 39 im bekannten Regelbetrieb ohne geplante Reduktionen.

„Als seit Jahren in der Erft-Schwalm-Region etablierter Anbieter des Schienenpersonennahverkehrs sind wir uns bewusst, dass die aktuellen Einschränkungen ein erhebliches Ärgernis für unsere Fahrgäste darstellen“, so Barth in einer zum Wochenanfang veröffentlichten Pressemitteilung. „Wir bedauern, dass wir diesen Schritt nun unternehmen müssen und entschuldigen uns für die Unannehmlichkeiten, die unseren Kundinnen und Kunden daraus entstehen.“ Das Unternehmen sei mit der aktuellen Situation „mehr als unglücklich“.

Vias: Der Fachkräftemangel führt zu stärkerer Personal-Belastung

Das Werkstatt-Team arbeite mit Hochdruck an den Fahrzeugen, um möglichst zeitnah den Vias-Betrieb im Erft-Schwalm-Netz wieder wie gewohnt ermöglichen zu können. Zusätzlich zu den bereits geplanten Arbeiten seien kurzfristig „weitere unvorhersehbare Reparaturen“ nötig geworden. „Mehrere Fahrzeuge unserer Flotte stehen entsprechend zeitweise gleichzeitig nicht für den Fahrbetrieb zur Verfügung“, berichtete Barth. Der branchenweite Fachkräftemangel führe vor allem im Bereich der Lokführer dazu, „dass unsere Bestandspersonale einer stärkeren Belastung durch mehr und längere Schichten ausgesetzt sind“, so der Unternehmenssprecher. Dies sei ein Zustand, der nicht dauerhaft anhalten könne. Vias bemühe sich in diesem Zusammenhang bereits seit längerem darum, neue Kräfte zu gewinnen – entweder durch Neueinstellungen oder die Ausbildung neuer Fachkräfte. Der nächste Ausbildungskurs starte am 2. April. „Trotz der angespannten Personallage setzen wir dabei aber weiterhin auf Qualität in der Ausbildung und weniger auf Schnelligkeit“, sagte Alexander Barth. Das führe dazu, „dass vakante Stellen leider nicht immer so schnell nachbesetzt werden können, wie wir uns dies wünschen würden“. In der Folge komme es zu der Notwendigkeit, Fahrleistungen reduzieren zu müssen.

„Wir werden alles dafür tun, um möglichst schnell zu einem verlässlichen Bahnverkehr auf der Linie RB 39 zurückzukehren“, sagte der Sprecher. Das Unternehmen sehe sich allerdings „momentan mit einer hohen Dynamik der Situation konfrontiert, sodass eine Tages-scharfe Prognose für eine Entspannung der Situation derzeit nicht seriös zu geben ist“. Die Einschränkungen würden absehbar bis mindestens 5. April bestehen.

Vias hatte bereits im Januar „für die kommenden Wochen“ ein reduziertes Angebot in Aussicht gestellt. „Mit Blick auf den jüngsten Notfallfahrplan, der bis in den April geht, muss man nun aber von Monaten sprechen“, kritisiert Detlef Flintz, Sprecher der Grevenbroicher Grünen. Weil die Züge auf der RB 39 häufig zu spät kommen oder gar komplett ausfallen, hatte sich die Partei bereits im Januar mit Vias in Verbindung gesetzt und um Verbesserungen gebeten.

Laut dem Verkehrsunternehmen betrifft der Fachkräftemangel nicht nur Lokführer, sondern auch Instandhalter – was zu einem Rückstau bei technischen Arbeiten an den Fahrzeugen führe. Laut Vias-Mitteilung von Januar, sollten „in Kürze mehrere Nachwuchskräfte ihre Ausbildung beenden“. In einem aktuellen Schreiben an das Unternehmen will Detlef Flintz nun wissen, wie viele neue Kräfte ausgebildet und wann sie eingesetzt werden. Und vor allem: Lässt sich daraus konkret eine Verbesserung des Fahrzeugangebots ableiten?

„Eigentlich streben wir in der Sache auf mittelfristige Sicht Lösungen an, da sich das grundsätzliche Problem von Personalmangel und vernachlässigter Infrastruktur nicht schnell aus der Welt schaffen lässt“, sagt Flintz. „Trotzdem sind wir uns gerade nicht sicher, dass alle Beteiligten und Verantwortlichen das Letzte aus sich herausholen, um die Situation insbesondere auf der Linie RB 39 kurzfristig wenigstens halbwegs erträglich zu gestalten.“

(wilp )