Stolpersteine: Gunter Demnig erinnert an Grevenbroicher Familien

Gunter Demnig erinnert an die Familien Katz, Winter und Theisebach aus Wevelinghoven und Hemmerden.

Grevenbroich. Zum vierten Mal hat der Künstler Gunter Demnig jetzt Stolpersteine in Grevenbroich verlegt. Schon beim letzten Mal, als Stolpersteine für die Familie Heinemann aus Grevenbroich eingelassen wurden, war mit Rolf Levy ein Familienangehöriger anwesend. Für die nun verlegten Stolpersteine waren gleich zwei Angehörige der Familien, deren Namen, letzten freigewählten Wohnorte, Deportations- und Todesdaten die kleinen, mit Messingplatten versehenen Steine trugen, dabei.

Erinnert wird an die Familie Katz aus Wevelinghoven sowie an die beiden Familien Winter und Theisebach. Alle drei Familien wurden am 11. Dezember 1942 vor nunmehr 71 Jahren in das Ghetto von Riga deportiert und im Holocaust ermordet. Ghetto und KZ überlebte von der Familie Winter/Theisebach nur Marianne Winter, die allein nach Hemmerden zurückkehrte.

Ihr Sohn Alfredo Stern war nun anwesend, als die Stolpersteine verlegt wurden. Geboren wurde er Anfang der 1950er Jahre in Paraguay, da seine Eltern Marianne und Josef Stern, der aus Rheydt stammte, als entwurzelte Holocaustopfer zunächst versuchten, in das südamerikanische Land zu emigrieren. Ein Vorhaben, das sie nach wenigen Jahren wieder aufgeben mussten und sich schließlich wieder in Hemmerden — gegen so manchen Widerstand im Land der früheren Täter — eine neue Existenz aufbauten.

Im selben Jahr wie Alfredo Stern wurde in Argentinien Susana Klick geboren, die die Stolpersteinverlegung für die Familie Katz in Wevelinghoven begleitete. Ihre Mutter, eine geboren Katz, hatte noch 1935 in Wevelinghoven geheiratet, bevor dem jungen Paar dann über die Niederlande, Belgien und Frankreich die Flucht nach Argentinien gelang.

Beide, so fanden sie während der Stolpersteinverlegung heraus, sind miteinander verwandt, da ihre Großeltern Geschwister waren. Susana Klick und Alfredo Stern wuchsen beide ohne Tanten, Onkel und Großeltern auf — sie alle waren dem Rassenwahn des Nationalsozialismus zum Opfer gefallen. Nur Susana Klick hatte noch einen Onkel und eine Tante, die Holocaustüberlebende waren, ein Onkel emigrierte in den 1930er Jahren illegal nach Palästina.

Dass sie einst ihre Heimat in Wevelinghoven und Hemmerden hatten und hier vor Ort schon ihre Verfolgung anfing, daran sollen die Stolpersteine von Gunter Demnig nun erinnern.

Ulrich Herlitz, der die Stolpersteinaktion für den Geschichtsverein Grevenbroich begleitet und auch Kontakt zu den Familien Stern und Klick unterhält, freute sich, dass es bereits Sponsoren für eine weitere Verlegeaktion gibt. So gebe es zum Beispiel noch einen weiteren, mittlerweile 90-jährigen Angehörigen der Familie von Siegfried und Magda Wolf sowie ihren beiden Söhnen Berthold und Heinz aus Hülchrath in Israel, für die der Geschichtsverein gerne ebenso wie in Gindorf und dem Bahnhofsviertel in Grevenbroich weitere Stolpersteine verlegen möchte.

Die Unterstützung der Stadt Grevenbroich hat der Geschichtsverein jedenfalls. Bürgermeisterin Ursula Kwasny empfing Susana Klick und Alfredo Stern vor der Verlegung der Stolpersteine und sagte auch weiterhin die Unterstützung der Stadt für weitere Verlegungen zu, zumal der Stadtrat diese von Gunter Demnig initiierte Aktion einstimmig unterstützt.

Der Vormittag endete mit Friedhofsbesuchen in Hemmerden und Wevelinghoven, wobei in Wevelinghoven das Pfarrerehepaar Moll den Gedenkstein für die ermordeten Kinder Grevenbroichs vorstellte. Dieser Stein trägt mit Recha Katz auch den Namen einer Cousine von Susana Klick — deportiert im Alter von nicht einmal zwei Jahren das jüngste Holocaustopfer aus Grevenbroich.