Lehrer bedroht und beleidigt Jugendliche randalieren in Musikschule
Kaarst · Gleich zwei Jugendbanden treiben offenbar im Kaarster VHS-Haus ihr Unwesen. Mehrfach soll es dort zu massiven Störungen und Drohungen gekommen sein. Besonders betroffen ist die Kreismusikschule.
Sie reißen Türen auf oder trommeln mit Stöcken dagegen, sie schreien herum oder werfen Schneebälle in die Unterrichtsräume der Kreismusikschule: Seit einigen Wochen treiben zwei Gruppen von Jugendlichen in der Kaarster VHS ihr Unwesen. Das bestätigt Kreissprecher Benjamin Josephs auf Anfrage, nachdem Zeugen über die Vorfälle berichtet hatten. Auch Lehrer und Schüler sollen die Jugendlichen demnach bereits bedroht und beleidigt haben.
„Die Jugendlichen stören immer wieder den Unterricht und bedrohen Lehrer und Schüler verbal. Das ist bei der Polizei zur Anzeige gebracht“, so Josephs. Der Rhein-Kreis stehe „in engem Austausch“ mit den betroffenen Lehrern und Schülern sowie der Polizei, „um die Täter zu finden“.
Die Polizei bestätigt, dass eine Anzeige im Hinblick auf die Ereignisse im Gebäude der Volkshochschule (VHS) vorliegt - die Musikschule betreibt dort einen ihrer Standorte. „Ob tatsächlich eine Straftat wegen Beleidigung oder Bedrohung vorliegt, wird aktuell von der Polizei und der Staatsanwaltschaft geprüft“, teilt ein Polizeisprecher auf Anfrage mit.
Auch ein Vorfall am vergangenen Donnerstag (9. Januar) wurde der Polizei gemeldet: Erneut waren die Jugendlichen in der VHS aufgetaucht, um dort Schneebälle in Unterrichtsräume der Musikschule zu werfen. Zwar rückten Einsatzkräfte der Polizei an, sie konnten aber vor Ort keine verdächtigen Personen mehr finden.
Bereits zuvor waren drei Jugendliche offenbar auf dem Musikschultrakt gegenüber Lehrern aufdringlich geworden. Dieses Verhalten soll dazu geführt haben, dass sich zumindest eine Lehrerin nicht mehr sicher fühlte - und an der VHS nicht mehr unterrichten will.
„Wir sind sehr wachsam dabei, das Haus zu überwachen. Wenn ein ernsthafter Fall eintritt, werden wir ihn an die Stadt weiterleiten“, teilt VHS-Leiter Christoph Claßen auf Anfrage mit. Sollte es zu einer Sachbeschädigung kommen, „bekommt das Ganze eine neue Qualität“, ergänzt er.
Dass Jugendliche in der Kaarster Stadtmitte grundlegende Verhaltensregeln missachten, ist nichts Neues. Teilweise kam es im vergangenen Jahr auch zu Straftaten - so wie im August, als eine Jugendbande einen 15-jährigen Korschenbroicher am helllichten Tag an der Straße „Am Neumarkt“ abfing, verprügelte und beraubte.
Zudem gab es im vergangenen Jahr mehrfach Vorkommnisse im Stadtpark mit Pyrotechnik: Im Februar sollen sieben Jugendliche im Alter zwischen zwölf und 15 Jahren Leuchtraketen von der Treppe am „Papalapub“ gezündet und diese Aktion mit dem Handy gefilmt haben. Im Oktober wiederum beschlagnahmte die Polizei am Stadtpark Silvesterböller bei Jugendlichen. Dabei wurde ein 15-Jähriger überführt, in dessen Zimmer die Polizei Feuerwerkskörper fand, die der Jugendliche auch noch vertrieben haben soll. Nach diesen Vorfällen beschloss der Stadtrat, bis März eine private Sicherheitsfirma zu beauftragen, die in der Stadtmitte und deren Umfeld Streife geht und Präsenz zeigen soll.
Sehr wahrscheinlich haben diese Fälle nichts miteinander zu tun, aber offenbar ist Kaarst ein Hotspot für Jugendliche geworden, die ihre Grenzen auf Kosten anderer austesten wollen – dabei manchmal aber jede Grenze überschreiten.