An fünf Standorten in Kaarst Stadt Kaarst plant 149 Sozialwohnungen
Kaarst · Wohnraum in Kaarst ist knapp – und teuer. Die Verwaltung plant daher, die Anzahl der Sozialwohnungen bis zum Jahr 2027 auszubauen. Die Politik sieht ebenfalls Handlungsbedarf und begrüßt das Vorhaben.
Im Jahr 2016 wurde vom Kaarster Stadtrat fraktionsübergreifend das Handlungskonzept Wohnen verabschiedet. Das 57 Seiten lange Papier sieht vor, dass bis zum Jahr 2026 insgesamt 80 neue öffentlich geförderte Wohnungen in Kaarst gebaut werden. Das Konzept war erforderlich, weil sich schon damals Alleinstehende mit kleinem Einkommen oder Rentner kaum mehr eine Wohnung leisten konnten – bis heute hat sich dieser Trend verstärkt.
Auf Nachfrage bei der Stadt Kaarst gibt es aktuell 426 Wohnungen für Menschen mit Wohnberechtigungsschein (WBS). Alle Sozialwohnungen in Kaarst sind nach Angaben der Verwaltung zweckgebunden. „Wenn Wohnungen aus der Zweckbindung fallen, ist ein WBS auch keine Voraussetzung mehr“, heißt es aus dem Rathaus. Im Jahr 2024 stellte die Stadt 179 Wohnberechtigungsscheine aus. Angaben darüber, wie viele Bürger Anspruch auf einen WBS haben, könne die Verwaltung nicht machen.
Doch die Anzahl der Sozialwohnungen in Kaarst soll und muss in den kommenden Jahren erhöht werden. Möglich ist das durch die Gründung der Genossenschaft „Kommunale Wohnraumversorgung Kaarst e.G.“, in der die Stadt als Genosse mit dabei ist. Als Ziel wurde bei der Gründung ausgegeben, bezahlbaren Wohnraum in der Stadt zu bauen. Und die Genossenschaft ist fleißig: In den Jahren 2026 und 2027 sollen im Stadtgebiet weitere 149 Sozialwohnungen an fünf Standorten fertiggestellt werden: An der Birkhofstraße, Glehner Straße, Commerhof, Neersener Straße und Am Hoverkamp. Finanziert werden diese in der Regel durch Mittel der Öffentlichen Wohnraumförderung sowie Eigenkapital des Bauherren.
Die Politik unterstützt die Pläne der Verwaltung, mehr sozialen Wohnraum zu schaffen, für manche aber reicht das immer noch nicht aus. „Bezahlbarer Wohnraum hat für die Grünen eine sehr hohe Priorität. Unsere Initiative erweist sich dabei als erfolgreich, in der laufenden Ratsperiode wurden sogar deutlich mehr neue Wohnungen geschaffen oder angestoßen als ursprünglich im Handlungskonzept Wohnen vorgesehen. Das bedeutet aber nicht, dass wir nachlassen dürfen, denn die angespannte Lage auf dem Wohnungsmarkt ist weiterhin unerträglich hoch“, erklärt Katrin Lukowitz, Sprecherin von Bündnis90/Die Grünen.
SPD: „Es ist das Minimum, die heutige Quote zu halten“
Laut SPD weise der Wohnungsbericht des Landes aus, dass die Zahl der sozialgebundenen Wohnungen im Jahr 2035 nur noch 210 betragen wird, „wenn keine zusätzlichen Anstrengungen unternommen werden“, wie die Vorsitzende Ulrike Bruckner-Kindsmüller auf Anfrage erklärt. „Wir werden uns dafür einsetzen, dass die Zahl der preisgebundenen Wohnungen bis 2030 auf 500 angehoben wird. Es ist das Minimum, die heutige Quote zu halten“, so die SPD-Chefin. Bis 2035 würden dann noch einmal rund 300 zusätzliche Wohnungen im preisgebundenen Segment benötigt. Zudem fordern die Sozialdemokraten die Stadt auf, auslaufende Sozialbindung zu verlängern und die Eigentümer über die Fördermöglichkeiten der NRW-Bank zu informieren.
„Die CDU Kaarst-Büttgen steht zu dem Handlungskonzept Wohnen, das vom Stadtrat beschlossen wurde“, erklärt der Parteivorsitzende und Bürgermeisterkandidat Christian Horn-Heinemann. Die darin festgeschriebene Anzahl von sozial geförderten Wohnungen bis 2026 ist bereits heute erreicht und sogar überschritten, erklärt der Fraktionsvorsitzende Ingo Kotzian. Die Gründung der Wohnungsgenossenschaft, die auf Initiative der CDU-Kreistagsfraktion unter Führung von Sven Ladeck und des scheidenden Kämmerers Stefan Meuser erfolgt sei, sei bei der Verabschiedung des Handlungskonzepts Wohnen noch nicht absehbar gewesen. „Gerade durch die Genossenschaft kann die Stadt zielgenauer auf die Entwicklung auf dem Markt reagieren“, erklärt Horn-Heinemann. Die CDU habe sich stets für eine maßvolle Entwicklung sozial geförderter Wohnungen in Kaarst eingesetzt und unterstützt das Vorhaben der Landesregierung, Vorschriften für die Sanierung von Bestandsgebäuden zu erleichtern und somit die Modernisierung erheblich günstiger zu machen.
Laut Jan Günther, Vorsitzender der FDP, stehe der Wohnungsmarkt in Kaarst in allen Preissegmenten unter Druck. „Damit unsere Stadt für alle Einkommensschichten bezahlbar bleibt, müssen wir dafür sorgen, dass ein ausreichendes Angebot geschaffen werden kann. Das heißt auch, dass Bauen und Nachverdichten durch Politik ermöglicht und nicht totreguliert wird. Mit der von der Bürgermeisterin initiierten Gründung der Baugenossenschaft ist ein bedeutender Schritt in die richtige Richtung gelungen“, so Günther. Der Fraktionsvorsitzende Dirk Salewski ergänzt: „Da jedes Jahr Wohnungen aus der Mietpreisbindung fallen, muss weiterhin öffentlich geförderter Wohnraum entstehen. Wir stehen dabei für eine rund 30-Prozent-Quote bei größerer Wohnraumentwicklung.“ Ein Standort dafür könnte laut Salewski beispielsweise die Ortsteilerweiterung Vorst an der Wattmannstraße sein.