Kaarster Schützenbruderschaft startet ins Jubiläumsjahr St. Sebastianer feiern Gemeinschaft

Kaarst · Mit einem Festabend, Großem Zapfenstreich und ihrer Mitgliederversammlung startete die Schützenbruderschaft St. Sebastianus aus Kaarst das Programm aus Anlass ihres 575-jährigen Bestehens. Von der Bürgermeisterin gab es zu den Glückwünschen auch eine Auszeichnung für jedes Mitglied.

Beim Festakt am Samstagabend konnte der Vorstand der Kaarster Bruderschaft auch Bürgermeisterin Ursula Baum und den Berliner Erzbischof Heiner Koch (l.) begrüßen.

Foto: Stefan Buentig

Wer 575 Jahre alt wird, hat einen guten Grund, ausgelassen zu feiern. Das gilt vor allem dann, wenn man in diesem hohen Alter noch so vital ist. Die Kaarster St. Sebastianus-Schützenbruderschaft feierte am Wochenende dieses ungewöhnliche Jubiläum. Und sie ist keineswegs auf dem absteigenden Ast – ganz im Gegenteil: Die Zahl der Mitglieder ist in den vergangenen 25 Jahren von 910 auf 1280 gestiegen, was einer Steigerung von 34 Prozent entspricht. Und in diesem, noch jungen Jahr hat sich bereits ein neuer Jungschützenzug angemeldet.

Gefeiert und getagt wurde nicht im Albert-Einstein-Forum, sondern in einem großen Festzelt auf dem Kirmesplatz. Am Samstag gehörten der Gottesdienst und der Große Zapfenstreich zwischen Pfarrkirche und altem Rathaus zu den Höhepunkten. Die Predigt hatte Heiner Koch gehalten, der mittlerweile Erzbischof von Berlin ist und sich immer wieder gerne in Kaarst bei den Schützen blicken lässt.

Der Festabend war danach ein Treffen von Menschen, die in Kaarst Bedeutendes geleistet haben beziehungsweise immer noch tun. Neben Bürgermeisterin Ursula Baum waren ihre beiden Vorgänger Ulrike Nienhaus und Franz-Josef Moormann im Festzelt, der frühere evangelische Pfarrer Carsten Schraml sowie – mit Nina Lennhof, Anja Weingran und Theo Thissen – alle drei aktuellen stellvertretenden Bürgermeisterinnen und Bürgermeister. Ansgar Heveling kam als Bundestagsmitglied und als aktiver Schütze in Neuss und Korschenbroich. Bundesschützenmeister Thomas Schröder lebt in Vorst und hatte es ebenfalls nicht weit.

Obwohl es beim Festabend spät wurde, war die Beteiligung der Kaarster Schützen am Sonntag bei der Mitgliederversammlung gut.

Foto: Stefan Buentig

Ursula Baum wies darauf hin, dass die Kaarster Bruderschaft bereits seit 20 Generationen existiert. Die Band Voices sorgte für Stimmung, und auf ein riesiges schwarzes Tuch wurden Fakten zur Bruderschaftsgeschichte projiziert.

Einer der Höhepunkte des Abends war der Auftritt des Show- und Solo-Trompeters Lutz Kniep. Da wurde das Licht ausgeschaltet, Handylampen sorgten für stimmungsvolle Akzente – und als Songs im Dreivierteltakt zu hören waren, dachten sich viele Gästen, dass im Dunkeln gut Schunkeln ist.

So lange die Veranstaltung auch dauerte: Sonntagvormittag waren 382 Schützen wieder fit genug, um an der Mitgliederversammlung teilzunehmen. Dort standen unter anderem Wahlen auf der Tagesordnung. Schatzmeister Michael Ihle, Schriftführer Matthias Kabbe, Beisitzer Sascha Loquingen und Archivar Rolf Bömmelburg wurden mit jeweils überwältigenden Mehrheiten im Amt bestätigt. Ralf Hausdorf war 15 Jahre lang Schießmeister. Er stand für eine Wiederwahl nicht mehr zur Verfügung und wurde zum Ehrenmitglied ernannt. Sein Nachfolger heißt Marius van der Zee.

Ihle hatte kurz zuvor eine „kerngesunde Bruderschaftskasse“ präsentieren können. Das ist so selbstverständlich nicht. In den vergangenen beiden Jahren waren die Abschlusszahlen rot, was zu einer Erhöhung der Mitgliedsbeiträge geführt hatte.

Ein Jubiläum im Jubiläumsjahr: Die Haus- und Hofkapelle der Kaarster Schützen, die Bundesschützenkapelle Neuss unter der Leitung von Martin Lorenz, wurde jetzt geehrt. Sie gibt es seit 90 Jahren. Das Kaarster Sappeurkorps feiert in diesem Jahr ein seltenes Jubiläum: Es wurde vor 125 Jahren gegründet. Bürgermeisterin Ursula Baum hatte zu Beginn der Mitgliederversammlung die Vorstandsmitglieder mit der Ehrennadel „Kaarst sagt danke“ ausgezeichnet.

Brudermeister und Präsident Claus Schiffer übte aber auch Kritik: Vereinzelt seien Schützen zu ungeduldig. Sie würden beispielsweise nicht respektierten, dass die Vorstandsmitglieder voll berufstätig und tagsüber deshalb nicht immer erreichbar sind.

Etwas zu meckern hatte auch Geschäftsführer Stefan Stamm. Er beklagte, dass die Bälle der Bruderschaft in der jüngsten Vergangenheit so schlecht besucht gewesen seien, dass die beiden größten Korps wegen zu geringer Resonanz keine solche Tanzveranstaltung mehr organisieren. Nichtsdestotrotz wird es in diesem Jahr wieder einen Ball geben: Der Königinnenball findet am 8. November im Albert-Einstein-Forum statt.