Erste Sitzung war ein voller Erfolg Bruderschaft zeigt sich närrisch

Kaarst · Die erste Karnevalssitzung der Kaarster Bruderschaft war ein voller Erfolg: Mehr als 1350 Besucher kamen ins Festzelt und feierten ein ausgewogenes Programm.

Manni der Rocker bei seinem Auftritt vor vollem Saal.

Foto: Stefan Buentig

Wer behauptet, das Winterbrauchtum dümpelt in Kaarst so vor sich hin, übertreibt zwar, aber nicht sehr. 200 Leute in einen Saal zu bekommen, wurde zuletzt immer schwieriger. Die Damensitzung der Ersten Kaarster Narrengarde Blau-Gold in der Aula der Realschule Halestraße lockte 160 närrische Frauen an, so manch andere Sitzungen finden gar nicht mehr statt. Und dann das: Zum 575-jährigen Jubiläum wollten die Kaarster St. Sebastianer mal ausprobieren, ob sie auch Karneval können. Das Ergebnis war beeindruckend. Sitzungspräsident und Brudermeister Claus Schiffer verkündete am Samstag gegen 15.30 Uhr eine stolze Zahl: „Wir haben über 1350 Besucherinnen und Besucher in Festzelt.“ Das Programm war ziemlich gut, die Stimmung auch.

Beziehungen vom Sommerbrauchtum konnten jetzt genutzt werden: Sie waren schon 62 Mal auf dem Kaarster Schützenfest und spielten jetzt den Eisbrecher: Der Spielmannszug Hinsbeck sorgte auf Anhieb für Stimmung, die Musiker machten einen guten Job. Draußen schien die Sonne, das Wetter zeigte sich mal von seiner besseren Seite, und da kam auch schon ein echter Knaller: Manni der Rocker hatte es nicht weit, kommt er doch aus Düsseldorf. Und er machte eine Gemeinsamkeit zwischen dem Publikum und ihm aus: „Sie trinken auch schon tagsüber Alkohol.“ Er verriet, wie und wo er seine Frau kennengelernt hatte: Das war auf einem Kostümball. Sie war als Weintraube verkleidet und ich war von der Presse.“ Frauen kamen nicht immer so gut weg, aber über diese „Unkorrektheit“ sahen selbst die Besucherinnen großzügig hinweg. Frauen empfahl er zum Beispiel, sich einen Archäologen als Partner zu suchen: „Je älter ihr werdet, desto mehr interessiert er sich für euch.“ Und er beichtete, auch Frauenparkplätze zu benutzen. „Ich parke immer quer auf zwei Parkplätzen, damit das auch nach Frau aussieht.“ Dann war da die Rede von dem ängstlichen Mann: Wenn seine Frau mal nicht da ist, schläft er bei der Nachbarin.

Gute Laune auch an dem Tisch der „Häftlinge.“

Foto: Stefan Buentig

Reden, Musik und
Comedy im Programm

Das Programm war sehr ausgewogen. Auf die Rede folgte Musik: Die Buure, kernige Kerle in kurzen Hosen, sangen nicht nur, „Rot, rot, rot so sin de Rosen“ und andere närrische Ohrwürmer, sondern forderten die Fans auch auf, nahe an die Bühne ran zu kommen. Dass davon rege Gebrauch gemacht wurde, schien sie selber ein wenig zu überraschen. Schnell bildete das närrische Volk eine Polonaise. Komisch eigentlich: Fast alle Besucher waren im Kostüm, da gab es Raubtiere, Pinguine, Häftlinge in Häftlingskleidung, Clowns, Froschkönige und viele andere Verkleidungen, aber als Kaarster Schütze hatte sich offenbar niemand verkleidet.

Die Stimmung in der Festhalle war ausgelassen.

Foto: Stefan Buentig

Als Kaarster Bruderschaft gewährten die Schützen auch der Großen Garde der Ersten Kaarster Narrengarde Blau-Gold einen Auftritt. Einen kleinen Durchhänger hatte das Publikum beim Auftritt von Bauchredner Tim Becker, der unter anderem mit einem sprechenden Donut auftrat. Dessen Schwester heißt Donat-ella Versace. Und Donut Trump: „Der ist außen fettig und innen hohl.“ The Jolly Family unterhielten wieder mit Musik, bis der wohl prominenteste Gast auftrat: Bernd Stelter, der nachgezählt und festgestellt hatte, dass er genau drei Haare auf der Brust hat – und sich damit als Bär fühlte. Umso peinlicher, dass im hinteren Teil des Zeltes unbeirrt laut geschwätzt wurde. Stelter muss sich wie ein Sonderpädagoge gefühlt haben, als er mehrfach um mehr Ruhe bat. Der Routinier, der seit 1998 in Karneval unterwegs ist, konnte dann doch ohne allzu hohen Lärmpegel im Zelt sprechen. Er hatte treffende Reime für mehrere Parteien mitgebracht. Der „Tiger aus Papier“ war Olaf Scholz, auf den sich „was soll“s, der Scholz“ reimte. Aus Boney Tylor“s „It“s a heartache“ wurde „It“s a habeck“. „Who the fuck ist Alice“, war ihm für die AfD eingefallen. Der närrische Nachmittag ging in den Abend über und klang um 22 Uhr mit der After-Sitzungs-Party aus.