Büderich: Männer setzen ein Lebenszeichen
Begegnung: Der Gesprächskreis der evangelischen Kirche in Büderich hat sich etabliert.
Büderich. Als Dieter Hanschel vor vier Jahren einen offenen Gesprächskreis nur für Männer an der evangelischen Kirche in Büderich initiieren wollte, tat er sich anfangs schwer. Hanschel schrieb weit über 100 Briefe, um auf das neue Angebot aufmerksam zu machen. "Es kam nicht eine Antwort zurück", erinnert er sich.
An Aufgeben hat der ehemalige Anwalt dennoch nie gedacht. Aus Einzelgesprächen mit Männern, die zum Beispiel ihre Frau verloren hatten, entwickelte sich langsam jener Kreis aus 55- bis 85-Jährigen, der sich inzwischen bei rund zehn Teilnehmern eingependelt hat. "Neue kommen hinzu, andere haben uns nicht mehr nötig - was als Erfolg zu werten ist", erklärt der 74-Jährige.
Denn beim Gesprächskreis "Lebenszeichen" geht es vor allem darum, sich zu öffnen - was Männern ja gemeinhin nicht so leicht fällt. "Rund die Hälfte der Teilnehmer ist verwitwet, einige geschieden, andere werden plötzlich damit konfrontiert, dass ihre Familie nichts mehr von ihnen wissen will", erklärt Hanschel. Derartige Verluste gelte es in der Gewissheit aufzuarbeiten, dass nichts aus der Runde herausgetragen werde.
"Als Leiter der Gruppe bin ich immer bemüht, dass eine Ich-Bezogenheit hergestellt wird, dass jeder aus seiner ganz persönlichen Sichtweise erzählt. Andere steuern dann etwas aus ihrem eigenen Erfahrungsschatz bei, ohne jedoch belehrend zu wirken", berichtet Hanschel von dem vertrauten Gesprächsklima. Eine innere Nähe zur Religiosität sei nicht Voraussetzung, bei allen Teilnehmern in der Regel aber doch gegeben, so Hanschel.
Es werden keine Referate als Einstieg vorbereitet, eine Kaffeeklatsch-Atmosphäre ist verpönt. Die Möglichkeit der intensiven Aussprache steht im Vordergrund und wird von den Teilnehmern geschätzt. Männer, die gekommen seien, "um zu schauen, was denn hier so alles geboten wird", sind nicht zurückgekehrt, berichtet Hanschel von einigen negativen Erfahrungen.
Inzwischen sind aus dem zweimal im Monat stattfindenden Gesprächskreis echte Freundschaften entstanden. Man unternimmt etwas zusammen, kümmert sich aber auch um den anderen, wenn der sich eine Zeit lang nicht blicken lässt. "Ich rufe dann an, frage nach. Und wenn ich höre, derjenige habe sich seiner Familie wieder angenähert und sei aus diesem Grund nicht mehr gekommen, ist das doch wie eine Belohnung. Der Gesprächskreis hat geholfen, eine Zeit der Krise zu überbrücken. Jetzt ist die Krise vorbei und dieser Mann kommt ohne uns klar", erzählt der Moderator.
Kürzlich habe mit Pfarrerin Brunk erstmals eine Frau an dem Kreis teilgenommen. "Später erzählte sie mir beeindruckt, eine derartige Offenheit habe sie nie zuvor erlebt", sieht sich Hanschel bestätigt.