Schaugärten in Meerbusch Eine Inspiration für alle Gärten – und Balkone
Meerbusch · Die Schaugärten der Stadt sollen zeigen, wie auch Privatleute ein Heim für Pflanzen und Insekten schaffen können.
Am Uerdinger Gerichtsweg ist auf nur wenigen Quadratmetern ein kleines Paradies entstanden. Dort steht einer von inzwischen sechs Schaugärten, mit denen die Stadt ihre Bürger zum naturnahen Gärtnern inspirieren und zugleich einen Lebensraum für zahllose Arten schaffen will.
Angelegt wurden die Meerbuscher Schaugärten von den „Niederrhein-Rangern“ von Naturgärten Willemsen. Frank Willemsen und seine Mitarbeiterin Gundula Kerekes waren aus auch, die den Osterather Garten bei einer Führung Interessierten präsentierten. Schon aus einigen Metern Entfernung hört man das Summen der Insekten. Rund 100 heimische Pflanzenarten wurden auf der Fläche in Osterath ausgebracht, dazu Sturturen wie eine Trockenmauer, ein Sandhaufen, eine Totholzhecke sowie Robinienpfähle, in die Löcher als Nisthilfen gebohrt wurden. Und bald wurde das Habitat von zahlreichen Insekten angenommen. „Bienen, Käfer, Schmetterlinge und andere Arten brauchen Trittsteine, um sich zwischen verschiedenen Lebensräumen zu bewegen“, erklärt Kerekes. Solche Trittsteine können auch in der Stadt entstehen, ein bepflanzter Balkon kann reichen, um die Ausbreitung der Arten zu unterstützen.
Die Niederrhein-Ranger raten: Einfach anfangen! Wer beispielsweise Holzschnitt nicht entsorgt, sondern zwischen Pfählen zu einer Art Mauer formt, schafft damit einen wichtigen Lebensraum und erspart sich zudem langfristig Arbeit.
Ein weiterer Naturgarten
ist schon in Planung
Totholz – egal ob stehend oder liegend – ist ein wichtiger Lebensraum, genauso Sandhaufen, in denen viele bodenbewohnende Bienenarten eine Heimat finden. Die verschiedenen Möglichkeiten, den eigenen Garten naturnah – etwa mit Magerwiesen auf Schotterflächen, Saumvegetation oder Schattenwiesen unter Bäumen zu gestalten, zeigen die Meerbuscher Schaugärten.
Ein großer Teil des Osterather Gartens ist jedoch aktuell recht kurz getrimmt, Frank Willemsen hat hier vor kurzem mit dem Freischneider gemäht. „Wegen solcher Mahten bekommen wir häufig Beschwerden von Bürgern, die schönen Pflanzen seien entfernt worden“, berichtet Anna Hardenberg, Abteilungsleiterin für Planung, Bau und Unterhaltung von städtischen Grünanlagen. Sie und die Experten betonen aber: Ein Naturgarten ist keine Wildnis. Auch, wenn sich hier die ausgebrachten Arten frei entfalten dürfen und Insekten zuwandern, wird Pflege betrieben. Der Pflegeaufwand ist zwar geringer als bei vielen anderen Gartenformen, dennoch würde das gewünschte, artenreiche Bild ohne menschliches Eingreifen nicht erhalten bleiben.
„Eine Blumenwiese muss – meist zweimal im Jahr – gemäht werden, sonst setzt sich das Gras durch“, berichtet Gundula Kerekes. Im weiteren Verlauf würde die Fläche zunächst mit Büschen vollwachsen, langfristig entwickelt sich ein Wald, die natürliche Vegetationsform in großen Teilen von Deutschland. Deswegen kann der artenreiche Naturgarten nur erhalten bleiben, wenn der Mensch eingreift. Dabei werden auch Arten aus dem Biotop entfernt, die dort nicht gewünscht sind und langfristig andere Pflanzen verdrängen würden, je nach Standort etwa Brennnessel oder Brombeere. In den kommenden Wochen werden auf der gemähten Fläche wieder bunte Blumen wachsen. Willemsen und Kerekes wollen auch Balkon- und Gartenbesitzer inspirieren, mehr Natur zuzulassen. „Das muss nicht von jetzt auf gleich geschehen – das wäre eine Großbaustelle“, sagen die Experten. Aber einzelne Elemente wie Höhen und Tiefe, Trockenmauern, Sandhaufen oder Totholz können auf jedem Quadratmeter etwas für die Artenvielfalt tun.
Und auch die Stadt will an dem Projekt festhalten. Ein weiterer Naturgarten ist schon in Planung, er soll an der Stettiner Straße entstehen.