Lebenserfahrung: Im Jammertal kann es ganz schnell einsam werden

Wenn zwölf Frauen des Ökumenischen Frühstückskreises in Strümp ins Philosophieren geraten.

Strümp. Die Deutschen gelten als Weltmeister im Jammern. Mag ein Ereignis auch noch so unbedeutend und alles andere als schmerzhaft sein, wir neigen nun mal zur Dramatisierung. Ein kleiner Schnupfen, gestiegene Benzinpreise, die Dusche zu kalt, der Kaffee zu heiß - sofort wird die Flucht ins Jammertal angetreten.

Was hätten denn da an unserer Stelle die Menschen im Mittelalter sagen sollen? Pest, Kriege und Armut ließen für die Mehrheit keinen Raum für Mitleid heischendes Klagen. Das Dasein war ein täglicher Überlebenskampf.

Und dennoch muss das Jammern an sich doch einen Sinn haben. Vielleicht sind es ja die Älteren unter uns, die mit ihrer Lebenserfahrung ein wenig Licht ins Dunkel bringen. Zudem: Ist das Wehklagen nicht gerade unter Senioren weit verbreitet? Denn seien wir doch mal ehrlich: Wer hat nicht schon mal die Oma am Telefon gehabt, die über Hüftbeschwerden oder Rheuma lamentiert?

Darüber hinaus könne das Jammern aber auch reinigende Funktion haben, "einfach mal richtig Dampf ablassen, und es geht einem besser". Ohnehin gelte es zu bedenken, dass Jammern ein prinzipiell negativ besetzter Begriff für eine nicht zwingend zu verurteilende Tätigkeit ist. Denn etwa nach einem Todesfall sei es durchaus ratsam, sich genügend Zeit zum Trauern zu nehmen, um den Abschied von einem geliebten Menschen auf Dauer verarbeiten zu können.

Doch das Wehklagen dürfe halt immer nur eine Durchgangs- und nie die Endstation sein - nach einem Unglücksfall und im Alltag erst recht. Und dennoch gebe es jene Stänkerer und Stinkstiefel, die im Jammern und Meckern scheinbar ihre Bestimmung gefunden haben. Die an allem etwas auszusetzen hätten, sich exzessiv über Unveränderliches aufregen und sich letztlich doch nur selbst unendlich leidtun würden. Die gerechte Strafe für solche unverbesserlichen Jammerlappen: Mitleid-Entzug. Oder schlimmer: Ignorieren.

Und dann gebe es da noch die vielleicht alltäglichste aller Floskeln, die einem zum Jammern geradezu nötigen würde. Aber wer will schon auf die Frage "Wie geht es dir?" eine stets ehrliche Antwort hören?

Man sieht: Die Frauen vom Ökumenischen Frühstückskreis haben sich des Themas ernsthaft, fast schon weise angenommen, und als Konklusion bleibt: Jammern kann ganz schon nervig sein, reinigt aber manchmal auch die Seele.

“ Wer vom Jammern nicht genug bekommt: Im Internet gibt es ein Forum, "das Jämmerlichste, was das Netz zu bieten hat":