Meerbusch: Gescheiterter Kandidat wehrt sich

Matthias Müller reagiert bestürzt auf die Absage der Verwaltungsspitze.

Meerbusch. Er hat für die Bewerbung zwei Urlaubstage genommen. Er ist 700 Kilometer mit dem Auto gefahren. Da könne von fehlendem Interesse an der Musikschulleiter-Stelle in Meerbusch wohl nicht die Rede sein, sagt Matthias Müller.

"Tief bestürzt" habe er die Absage von Bürgermeister Dieter Spindler und Kulturdezernentin Angelika Mielke-Westerlage aufgenommen, die ihm am Montagmittag mitgeteilt hatten, dass er für die Führungsposition nicht länger in Frage komme.

Matthias Müller, Schlagzeuger und Lehrer unter anderem an der Musikschule in Braunschweig, hatte am Donnerstag mit einer Ein-Stimmen-Mehrheit im Hauptausschuss den Vorzug vor seinen drei Mitbewerbern bekommen. Die Irritationen, die schließlich zu der Absage der Stadt führten, begannen am Freitag.

Da hatte der 33-Jährige seine Zusage zu der ihm angetragenen Aufgabe von der Prüfung umfangreicher Unterlagen abhängig gemacht, die man ihm zusenden möge.

Kulturdezernentin Angelika Mielke-Westerlage bestätigt, dass sie Müller die Zusendung eines Arbeitsvertragsentwurfs zugesagt und ihm die Bedenkzeit bis Montag zugestanden habe.

Matthias Müller über seine Bewerbung für die Musikschulleitung

Doch Umfang und Inhalt der Materialanfrage, die er in dem Telefonat mit ihr angekündigt und im Anschluss an Fachbereichsleiter Detlef Krügel adressierte, habe den Sachverhalt völlig geändert: "Das kam zu spät!", sagt Mielke.

Bürgermeister Spindler teilt diese Auffassung uneingeschränkt. Müller habe am Freitag Grundsätzliches erfragt, das er am Ende des Bewerbungsverfahrens längst hätte wissen müssen. Zudem habe er um Personallisten und Kontaktdaten eines Lehrers gebeten, mit dem er am Wochenende das Gespräch habe suchen wollen. "Das ist ein Unding", sagt Dienstherr Spindler. "Ich bringe doch diesen Mitarbeiter in eine unmögliche Situation."

Matthias Müller hat die Vorgänge anders erlebt: Er habe am Freitag mit seinem aktuellen Arbeitgeber in dem guten Glauben über seine Kündigung gesprochen, dass die Zusage der Bedenkzeit eingehalten werde,und bis Montag auf die Unterlagen gewartet. "Es ist eine Unmöglichkeit, wie man mit mir umgeht." Er habe die Zusage aus Meerbusch gehabt, sich auf Sachbasis entscheiden zu können, "und ohne mein Wissen wurde diese Zusage zurückgezogen".

Matthias Müller

Schriftlich gekündigt hat er in Braunschweig noch nicht, sagt er. "Auch da war ich etwas vorsichtiger. Ich bin kein Mensch der schnellen Entscheidungen."

In den nächsten Tagen will Matthias Müller anwaltlichen Rat einholen und prüfen, ob er sich gegen die Entscheidung wehren kann. Bürgermeister Spindler sieht dafür keinerlei Basis. Müller habe im Vorfeld alle Chancen verstreichen lassen, sich detaillierter zu informieren und die Stelle nicht zugesagt, sondern von der Prüfung weiterer Unterlagen abhängig gemacht: "Damit hat er eine ganz neue Sachlage geschaffen."

Bürgermeister Spindler hat den Eindruck, dass "auch in der Politik das Verhalten Müllers nicht als Zusage gesehen wird".

Christian Staudinger-Napp (UWG) treibt eine andere Frage um: Bis zum Rat solle der Bürgermeister erklären, auf welcher Grundlage die Verwaltung Beschlüsse des Ausschusses aufhebe oder nicht ausführe. Er behalte sich die Einschaltung der Aufsichtsbehörde vor.