Osterath: Neues entsteht in alten Mauern

Stadtplanung: Im Herbst soll der Umbau des Hotels Weindorf in Osterath beginnen.

Osterath. Die Schützen in Osterath müssen sich eine neue Bleibe suchen. "Bei unseren Versammlungen und Krönungsbällen mit 160Personen und mehr passt der Raum haarscharf. Nach dem Umbau ist er für uns nicht mehr bespielbar." Ein wenig traurig klingt Norbert Schöndeling, Brudermeister der Osterather Sebastianer, schon, nachdem die Projektentwickler von Berchter und Drews die Umbaupläne für das Baudenkmal Weindorf im Herzen von Osterath - inklusive des einzigen größeren Saals im Ort - präsentiert haben.

Dennoch will Schöndeling nicht resignieren: "Letztlich ist es gut, dass dieses Projekt nach dem jahrelangen Sanierungsstau überhaupt angepackt wird. Dann müssen wir Schützen uns halt umorientieren." Auch Jürgen Bergert von Pro Osterath steht dem Umbau "prinzipiell positiv" gegenüber, obwohl eine weitere Kröte geschluckt werden muss: Eine Kegelbahn wird das Lokal - ob es nach der Runderneuerung noch Hotel Weindorf heißt, steht in den Sternen - nicht mehr haben. "Kegeln ist ohnehin auf dem Rückzug, das sieht man bei anderen Gastronomie-Objekten", sagt Architekt Stephan Strauß.

Das sehe der voraussichtlich neue Pächter des Lokals nicht anders. "Außerdem will dann keiner mehr dort wohnen. Der Schall nach oben wäre enorm", bekräftigt Karl-Heinz Berchter, Geschäftsführer des Mönchengladbacher Investors. Die 21neuen Wohneinheiten (sechs davon barrierefrei) in dem Komplex mit Remise, Scheune, Schweizer Haus und Turmhaus zu vermarkten, hat für ihn natürlich Priorität.

Das soll passieren: "Wir wollen den Osterather Ortskern revitalisieren und durch unsere Planung aufwerten", bekräftigt Berchter. Die Gastronomie - ohnehin im Denkmalschutz verankert - soll ebenso erhalten werden wie der Charakter der Hofanlage. Der größte Sanierungsbedarf bestehe in der alten Scheune. Geplant wird mit dem alten Bestand, nichts soll abgerissen werden, unterstreicht Strauß.

Das so genannte Schweizer Haus wird um ein Geschoss aufgestockt, das Torhaus zur Wohnfläche umgewidmet, Parkplätze werden in einer Tiefgarage versenkt, deren Zufahrt am Ploeneshof liegt. Der Mietpreis werde bei acht Euro pro Quadratmeter liegen, schätzt Berchter. "Wir wollen qualitativ hochwertige, aber keine abgehobenen Wohnungen", assistiert Strauß, der sich darüber hinaus vorstellen kann, den Kirchplatz in die Außengastronomie zu integrieren.

Kritisch sehen die Osterather bisher vor allem den Umbau des Saals im Obergeschoss. Der erhält in der Tat ein ganz neues Gesicht. Geschaffen werden soll eine Empore, die vom Saal aus über eine sichtbare Treppe erreicht werden kann und die "im Luftraum in Beziehung zum eigentlichen Saal steht", schwärmt Strauß, der das Dachtragewerk optisch in die Raumatmosphäre integrieren will. Der alte Dielenboden soll unter dem heute verlegten Laminat hervorgeholt werden. "Alles wird weniger rustikal, soll aber nicht kalt und glatt wirken", erklärt der Architekt. Durch die Neuanordnung schrumpft der Saal um 20 auf 157 Quadratmeter.

"Das alles ist natürlich ein Kompromiss. Aber Fakt dürfte ja wohl sein, dass der Ist-Zustand nicht mehr fortführungswürdig war", so Berchter, der an die Schützen appelliert, nicht alles so negativ zu sehen: "Warum nicht mal Versammlungen über eineinhalb Geschosse? Der Schützenkönig mit Gefolge könnte ja auf der Empore residieren."