Rhein-Kreis Neuss: Kartenhalter sorgt für spannende Uno-Spiele
Dank einer speziellen Vorrichtung können behinderte Menschen problemlos Karten spielen.
Rhein-Kreis Neuss. "Kartenhalter mit LED-Leuchten für Menschen mit körperlichem Defizit" - so simpel die Bezeichnung ist, so genial einfach sind auch Funktionsweise und Effekt der Erfindung von Katharina Köppe:
Die 19-jährige Meerbuscherin hat für Menschen, die aufgrund einer Behinderung oder einer Krankheit nicht in der Lage sind, Spielkarten zu halten und nicht mitteilen können, welche Karte sie spielen wollen, eine Haltevorrichtung kreiert, die dies übernimmt.
Die Idee zu dem Kartenhalter kam Köppe, die am Berufskolleg für Technik und Informatik in Neuss (BTI) eine Ausbildung zur Informationstechnischen Assistentin macht, vor etwa anderthalb Jahren. Damals wollte sie mit ihrer schwer körperlich behinderten Freundin Katharina Ungerath-Graf (24) das Kartenspiel Uno spielen.
"Weil Katharina nicht sprechen und ihre Hände nur sehr eingeschränkt nutzen kann, habe ich ihre Spielkarten in einen Zollstock geklemmt. Dann sollte sie die Karte anschauen, die sie spielen wollte, und ich habe sie für sie abgelegt", erklärt Köppe.
Weil sie den Blick ihrer Freundin manchmal aber auch fehldeutete, feilte die Meerbuscherin gemeinsam mit ihrem Berufskolleglehrer Peter Leusch an dem unausgereiften Prototypen - mit Erfolg: In Kooperation mit der Werkstatt für behinderte Menschen in Grevenbroich (WfB) entstanden in den vergangenen Wochen zwölf ausgereifte Modelle der speziellen Kartenhalter.
Jeder Halter besteht aus einer Holzschiene, auf der man zehn Spielkarten nebeneinander aufstecken kann. Unter jeder Karte befindet sich eine in die Schiene integrierte rote LED-Leuchte. Jede der Leuchten blinkt nacheinander auf. Der Nutzer hat alle Karten im Blick.
Will er eine Karte einsetzen, betätigt er - je nach Bedarf mit Fuß oder Hand - einen am Kartenhalter angeschlossenen Tastenblock. Damit stoppt er die Leuchte unter der gewünschten Karte. Jetzt wissen die Mitspieler, welche Karte der Spieler verwenden möchte, und können diese für ihn einsetzen.
"Das ist eine ganz tolle Erfindung und ein weiterer Schritt in Richtung Barrierefreiheit für behinderte Menschen. Daher haben wir das Projekt gern unterstützt", sind sich WfB-Geschäftsführer Wilfried Moll und Hans-Georg Torkel, Schulleiter des BTI, einig.
Auf Initiative Torkels meldete Katharina Köppe ein Patent an und belegte anschließend bei einem Regionalwettbewerb von "Jugend forscht" den zweiten Platz. Künftig soll der Kartenhalter bei Messen und anderen Anbietern präsentiert werden. "Mal sehen, wie sich das Ganze entwickelt. Das Wichtigste war aber sowieso die Umsetzung einer so tollen Idee", sagt Moll.
"Katharina war mir dabei eine große Hilfe. Als direkt Betroffene weiß sie am besten um ihre Bedürfnisse. Ohne sie hätte ich das sicher nicht hinbekommen", sagt Köppe über ihre Freundin, mit der sie seither einige spannende Uno-Partien spielte. Dabei entwickelten sich weitere Ideen: "Wir verraten aber noch nichts", sagt Köppe.