Brillen-Räubern wird ab dem 12. Januar der Prozess gemacht

Drei Angeklagte sollen für 18 bewaffnete Überfälle auf verschiedene Banken verantwortlich sein.

Foto: Polizei/woi

Neuss. Den „Brillen-Gangstern“ wird der Prozess gemacht. Vom 12. Januar 2016 an verhandelt die Große Strafkammer des Düsseldorfer Landgerichtes gegen drei Serienbankräuber, die von einer fünfköpfigen Sonderkommission der Neusser Polizei gejagt und schließlich dingfest gemacht wurden. 27 Verhandlungstage hat die Kammer angesetzt und eine Vielzahl von Zeugen vorgeladen, um den Bandenmitgliedern 18 bewaffnete Banküberfälle nachzuweisen, von denen zwei im Rhein-Kreis verübt wurden. Ein Urteil wird nicht vor Ende April zu erwarten sein.

Angeklagt sind drei Männer, die eines eint: Drogen. Der 43-jährige mutmaßliche Haupttäter, der mit letztem Wohnsitz in Mönchengladbach gemeldet war, hatte an einem Methadon-Programm in Grevenbroich teilgenommen. Er lebt seit 1995 in Deutschland und ist mehrfach wegen räuberischer Erpressung vorbestraft. 2003 wurde der gebürtige Ukrainer für mehrere Raubüberfälle zu neun Jahren Gefängnis verurteilt, deren Verbüßung aber zugunsten einer Therapie zurückgestellt wurde. Er soll der Kopf der Bande sein, die Überfälle geplant, seine Komplizen mit Maskierungen und Waffen versorgt haben. Die Faustfeuerwaffe war allerdings ebenso wenig funktionsfähig wie die Handgranate, mit der zum Beispiel die Angestellten einer Sparkassenfiliale in Viersen bedroht worden waren. Zudem soll er immer in einem Fluchtauto auf seine wechselnden Komplizen gewartet haben.

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Das soll in 14 Fällen ein 33-jähriger Mönchengladbacher gewesen sein, der eine längere Drogenkarriere aufzuweisen hat. In seiner Polizeiakte sammelte er seit 1999 19 Einträge, meist ging es dabei um Diebstahlsdelikte. Er war mit dem 43-Jährigen Ende April an einem polizeibekannten Drogenumschlagplatz in Mönchengladbach festgenommen worden.

Einige Tage später ging der Polizei ein 39-Jähriger mit Wohnsitz in Wegberg ins Netz. Er soll an vier Überfällen beteiligt gewesen sein. Der gebürtige Lette hatte in seiner Heimat zwei Jahre Gefängnis wegen schwerer Körperverletzung und sieben für ein Tötungsdelikt verbüßt.

Noch Anfang April war die Polizei davon ausgegangen, es mit einem Einzeltäter zu tun zu haben. Dafür sprach, dass sich der Täter bei den Überfällen zunächst wie ein Kunde verhielt. Er wartete, bis er an der Reihe war, verlangte flüsternd nach der Herausgabe von Geld oder legte einfach einen Zettel mit dieser Forderung vor. Erst bei seinen letzten Überfällen änderte sich die Taktik, rief der Räuber laut „Überfall“.

Unter Führung des Landeskriminalamtes war im März bei der Kriminalpolizei in Neuss die Sonderkommission „Brille“ gebildet worden. Sie bezeichnete sich nach dem auffälligsten Requisit des Räubers, der ansonsten zur Verkleidung nur Kappen benutzte. Eine davon stellte die Polizei auf dem Fluchtweg des Räubers nach einem Überfall auf eine Sparkasse in Mönchengladbach-Odenkirchen sicher. Es war die Schlüsselspur für das Team um Kriminalkommissar Ulrich Jacobs. Denn in ihr fand sich DNA des 43-Jährigen. Weil sein Aussehen nicht mit dem Bild der Überwachungskamera zusammenpasste, wusste die „Soko“ von diesem Moment an: Der „Brillen-Gangster“ ist eine Bande.