Digitale Straßenbahn durch die Neusser City
Mehr als 400 Einzelhändler und Gastronomen stellen ihre Angebote auf der Plattform „Neuss Digital“ vor. Diese wurde mit dem Gratis-WLAN in der Innenstadt präsentiert.
Neuss. Die Innenstadt verfügt jetzt über eine „digitale Straßenbahn“. So jedenfalls bezeichnete Bürgermeister Reiner Breuer das neue Angebot „Neuss Digital“, mit dem sich Händler und Gastronomen gemeinsam auf einer Plattform präsentieren, bei der offiziellen Vorstellung im Modehaus Heinemann. Dort ist einer von insgesamt sieben Hotspots angebracht, die auf dem Hauptstraßenzug, dem Münsterplatz und Marktplatz sowie auf der Neustraße für ein flächendeckendes WLAN sorgen, das die Bürger kostenfrei nutzen können. Zugleich geht das „digitale Schaufenster“ an den Start. Unter diesem Arbeitstitel wurde die Plattform „Neuss Digital“ entwickelt. Mehr als 400 Einzelhändler und Gastronomen beteiligen sich daran.
Die Idee des „digitalen Schaufensters“: Wer in der Neusser Innenstadt unterwegs ist, kann sich via „Neuss Digital“ zu gesuchten Geschäften führen lassen und sich zudem einen Überblick über das Gesamtangebot verschaffen — mittels verschiedener Kategorien, die eine Orientierung erleichtern. Durch das freie WLAN soll zudem die Aufenthaltsqualität im Innenstadtbereich verbessert werden. Bereits im Dezember wurde eine Testphase gestartet, deren Ergebnisse jetzt vorliegen.
Bislang nahmen täglich rund 400 Nutzer das WLAN in Anspruch. Noch ist das zu wenig für die Händler. „Da ist noch Luft nach oben“, meint zum Beispiel Jochen Niehoff vom Modehaus Heinemann. Jürgen Sturm, Geschäftsführer von Neuss Marketing, ist guter Dinge, dass die Nachfrage steigt. Schließlich sei das Angebot bislang kaum beworben worden. Gestützt wird diese Sicht von Sven Richartz. Er ist Geschäftsführer der Wuppertaler Firma „SIB Systeme“, die den Aufbau des WLAN im Auftrag von Neuss Marketing umgesetzt hat. „Wir erwarten etwa 900 bis 1200 Nutzer pro Tag“, sagt er. Die Programmierung von „Neuss digital“ wurde von der in der Fußgängerzone ansässigen Agentur „Internet Only“ gestaltet.
Nach und nach soll das Angebot ausgeweitet und zur „virtuellen Innenstadt“ ausgebaut werden. Die finanziellen Mittel dazu stammen aus dem Topf für den Innenstadtstärkungspakt. „,Neuss Digital’ ist das erste Projekt, das in diesem Zuge finanziert wurde“, sagt Technischer Beigeordneter Christoph Hölters. Die Kosten dafür belaufen sich auf bislang rund 20 000 Euro.
Mit der „virtuellen Innenstadt“ soll dem Onlinehandel entgegengewirkt werden. Die Rechnung: Je attraktiver die City, je höher die Aufenthaltsqualität, je besser die Stärken auch digital präsentiert werden — desto zukunftsfähiger ist der stationäre Einzelhandel. Schließlich kann er vom Online-Boom profitieren, indem er dessen Stärken nutzt. Es gibt darüber hinaus Ideen, die Digitalisierung der Stadt noch deutlich auszuweiten. Reiner Breuer möchte mit den Stadtwerken Neuss als Partner dafür sorgen, dass an Haltestellen weitere Hot Spots eingerichtet werden — und auf Sicht die Busflotte mit kostenfreiem WLAN ausgestattet wird.