Dormagen: Brandursache wird ermittelt

Unfall: Nach dem Brand auf dem Chemieparkgelände wurden an drei Orten erhöhte Acrylnitril-Werte gemessen.

Dormagen. Erst am Dienstagnachmittag meldete die Feuerwehr Köln: "Die Lage nach dem Brand hat sich entspannt." Die Kühlung der Tanks auf dem Chemieparkgelände wurde indessen fortgesetzt.

Zudem haben die Behörden die Ermittlungen aufgenommen und gehen der Frage nach: Wie konnte zu dem Leck kommen, so dass Ethylen am Montagmittag aus der Rohrleitung entwich? Eine 15 Meter hohe Stichflamme des leicht entzündlichen Gases hatte einen nahen Acrylnitral-Tank entzündet. "Die Pipeline selbst ist 30 Jahre alt. Sie liefert bis Marl und Antwerpen das Gas. Die Leitung wurde aber immer wieder erneuert, gerade dieser Abschnitt ist vor kurzem überprüft worden", erklärte Patrick Giefers am Dienstag. Über die Schadenshöhe machte der Ineos-Geschäftsführer keine Angaben.

Bis Mitternacht war der Großbrand von weitem zu sehen. Insgesamt waren in Worringen und zur Besetzung der Feuerwachen im Kölner Stadtgebiet 1200 Feuerwehrleute im Einsatz: Davon allein 600 auf dem Chemiepark-Gelände, um die benachbarten Tanks mit Wasser zu kühlen. "55 000 Liter in der Minute wurden dazu aus dem Rhein gepumpt", sagte der Kölner Feuerwehrchef Stephan Neuhoff. Rund 165 Kräfte aus dem Rhein-Kreis unterstützten die Arbeiten.

Erst gegen Mitternacht gelang es der Feuerwehr, die Flammen mit einem "Schaumangriff" zu ersticken. Gestern wurde der aufgebrachte Schaumteppich noch verstärkt, damit keine giftigen Dämpfe mehr entweichen konnten. "Der Tank wird schnellstmöglich mit einer Spezialplane abgedeckt", erläuterte Giefers.

Im benachbarten Worringen waren die Anwohner von der Stadt aufgefordert worden, in den Häusern zu bleiben sowie Fenster und Türen geschlossen zu halten. "Die Verunsicherung ist groß. Wir versuchen, die Anwohner über Lautsprecher-Wagen zu informieren", sagte Neuhoff.

Zehn Messwagen waren im Einsatz. In den frühen Morgenstunden waren an drei Stellen leicht erhöhte Acrylnitril-Werte gemessen worden: am Parallelweg in der Nähe der Unglücksstelle, am Tor 9 sowie am Hackhauser Weg/Widdeshovener Weg in Worringen. Vier Kindergärten wurden von der Feuerwehr direkt informiert. "Es bestand keine Gefährdung für die Anwohner. Wir wollten aber sichergehen", sagte Werksarzt Dr. Ulrich Ochs.

Über 1000 Anrufe verzeichnete Ineos an der eingerichteten Hotline (02133/5199333). "Bisher haben drei Menschen über Hautreizungen geklagt", sagte Ochs. Mögliche Beschwerden einer Acrylnitril-Vergiftung seien Atemnot, Augentränen, Hautrötungen und Übelkeit. "Wer solche Symptome hat, der kann sich an Tor 10 melden. Den werden wir untersuchen. Er kann natürlich auch seinem Hausarzt aufsuchen."