Dormagen: Chaos und Unsicherheit im Kindergarten
Unglück: In zwei Kindertagesstätten in der Nähe des Chemieparks fühlt man sich schlecht betreut.
Dormagen. "Wir waren unsicher, und es ging chaotisch zu", beschreibt Detlef Prill, Leiter der Evangelischen Kindertagesstätte (Kita) Hackenbroich, die Lage in der Einrichtung, als er am Montag mit den Kindern und seinen Kolleginnen aus dem Fenster schaute und das Flammenmeer auf dem Gelände des Chemieparks sah. Die Kita liegt an der Hackhauser Straße geschätzte 600 Meter Luftlinie vom Unglücksort entfernt. "Da können Sie sich vorstellen, dass das vor allem für die Kinder ein großer Schock war", sagt Prill.
Feuerwehr und das Unternehmen Ineos, auf dessen Gelände das Großfeuer loderte, hätten nach dem Unglück nicht zur Beruhigung beigetragen. "Wir sind nicht informiert worden und waren im Ungewissen. Sind die Dämpfe gefährlich? Besteht für uns Gefahr? Wir hatten keine Ahnung", beschreibt der Leiter die SzenerievomMontagnachmittag.
Auch gestern habe es keine Mitteilung durch die Behörden gegeben. "Ich habe dann die Ineos-Hotline angerufen. Die Dame am Telefon hat mir empfohlen, unsere Kinder nicht draußen spielen zu lassen", sagt der Erzieher. Diesen Rat habe er befolgt. Prills Kollegin vom benachbarten Städtischen Kindergarten, Marlies Fuchs, hatte andere Informationen: "Die Kölner Feuerwehr hat mir versichert, dass für das gesamte Dormagener Stadtgebiet keine Gefahr besteht." Nach Rücksprache mit Detlef Prill habe sie die Kinder "aber lieber drinnen behalten".
Patrick Giefers, Kaufmännischer Geschäftsführer bei Ineos, erklärte auf WZ-Anfrage: "Der Rauch ist vollständig in Richtung Köln gezogen." Deshalb habe man die Dormagener Anwohner- und somit auch die beiden Kindergärten - nicht gewarnt. "Das ist bei solch einem Unfall die vorgeschriebene Vorgehensweise", so Giefers.
Auch aus Sicht der Stadt waren Hinweise für die Dormagener Bevölkerung nicht notwendig. "Die Messungen haben ergeben, dass die Luft in Dormagen nicht belastet ist. Deshalb waren keine Warnungen nötig", sagt Stadtsprecher Jürgen Mrohs. Die Informationen über die Medien hätten in diesem Fall ausgereicht.
Detlef Prill fühlt sich trotzdem von den Behörden und dem Unternehmen im Stich gelassen: "Ein kurzer Anruf mit den wichtigsten Infos hätte schon gereicht. Dann hätten wir uns sicherer gefühlt."