Vierwinden: Reibekuchen-Dienstage sind gezählt

Abschied: Willy und Elisabeth Viehöver schließen die Gaststätte in der Nähe der A 46 zum 1. April. Sie ist mehr als 100 Jahre in Familienhand.

Grevenbroich. "Der Trennungsschmerz wird tief sitzen." Diese Worte schrieb Stammgast Wilhelm Füsser an Willy und Elisabeth Viehöver. Sie werden am 1.April die Gaststätte Vierwinden in der Nähe der Autobahn 46 schließen. Genau 105 Jahre, nachdem Willys Großvater Wilhelm Viehöver den Familienbetrieb eröffnete: mehr als ein Jahrhundert gut-bürgerlicher Küche, mit rheinischem Panhas, Himmel und Ääd und Hering nach Hausfrauenart.

Als 16-Jähriger half er, die Gaststätte wieder aufzubauen, nachdem das Gebäude in der Nacht zum 28. Februar 1945 bei einem Bombenangriff völlig zerstört wurde. Tagsüber arbeitete Viehöver auf dem Bau, nachts in der benachbarten Bäckerei. "Ich erinnere mich an den Tag, als ein englischer Offizier die abgeklopften Steine unseres alten Hauses beschlagnahmen wollte. Der Vater trieb ihn mit einem Beil, das wir zum Säubern der Ziegelsteine benutzen, von unserem Trümmergrundstück."

Wie Wilhelm Füsser kommen in diesen Tagen viele alte Stammgäste ins Vierwinden. "Die wollen eben noch mal hier einkehren", sagt Viehöver, der das Haus 1960von seinem Vater übernahm. Wie es mit der Traditionsgaststätte weiter geht, ist noch unklar, die Viehövers suchen noch nach einem Nachmieter. Ihre drei Kinder sind andere Wege gegangen.

So sehr er seinen Beruf vermissen wird, Viehöver hat schon Pläne für die Zukunft. Er ist Naturfreund und hat rund um sein Haus neben der Gaststätte 55 Vogelarten registriert. In der neuen Freizeit wollen die Viehövers wandern gehen und Willy seinem Hobby, dem Segelfliegen, frönen. "Wir wollen unseren Lebensabend genießen", sagt er. Am 1. April wird er 80 Jahre alt.