Dormagen: Chemie stimmt am Standort

Bürgermeister Hilgers hofft, dass die Bezirksregierung neue Gewerbegebiete erlaubt.

Dormagen. Die Wirtschaftsförderung sei bei den Dormagener Unternehmen noch recht unbekannt und müsse mehr Zeit in die Bestandspflege investieren. So lautet die Meinung einiger Politiker in der jüngsten Sitzung des Hauptausschusses zum Bericht der Wirtschaftsförderung.

Fachbereichsleiterin Gabriele Böse hatte über ihre Arbeit seit Januar 2007 berichtet und die für Dormagen relevanten Ergebnisse des vom Rhein-Kreis Neuss erhobenen "Mittelstandsbarometer" präsentiert.

Darin zeige sich unter anderem, dass ein nicht unerheblicher Anteil der Dormagener Firmen nichts oder nur wenig über die Angebote der Wirtschaftsförderung weiß oder kein Informationsbedarf bestehe. Das hänge unmittelbar zusammen, so Böse. Denn wer nicht weiß, welche Informationen angeboten werden, könne auch nicht wissen, ob sie ihn interessieren.

Insgesamt zeichnete der Bericht der Wirtschaftsförderung ein positives Bild. So sei der Zeitraum von Januar 2007 bis Juni 2008 durch einen konjunkturellen Aufschwung gekennzeichnet, der sich auf die Einnahmen durch Gewerbesteuer und auch den Arbeitsmarkt positiv ausgewirkt habe. Mit 5,9 Prozent habe die Dienststelle Dormagen die niedrigste Arbeitslosenquote im Bezirk Mönchengladbach. Insgesamt sind im Kreis 6,6 Prozent Arbeitslose gemeldet.

Die Attraktivität der Innenstadt wurde gesteigert. So sei eine erhöhte Passantenfrequenz an der Kölner Straße festzustellen. "Positive Akzente wurden unter anderem mit dem Seniorenzentrum, dem Marktplatzumbau und an der ehemaligen Zuckerfabrik geschaffen", lobt Ausschussmitglied Reinhard Hauschild (CDU).

Für das dort geplante Fachmarktzentrum liege der Bauantrag zwar vor, erläutert Bürgermeister Heinz Hilgers (SPD) den aktuellen Sachstand, aber die Baugenehmigung sei noch nicht erteilt. Die Schaffung von Arbeitsplätzen ist als eine der zentralen Aufgaben der Stadt auch im Ausschuss diskutiert worden.

So forderte Beate Brebeck (FDP) wiederholt, dass sich die Politik klar gegen die weitere Ansiedlung von Logistikern auf den ohnehin knapp bemessenen Gewerbeflächen aussprechen müsse: "Im Nachhinein ist zu befürchten, dass die Logistikunternehmer trotz großen Flächenverbrauchs nicht so viele Arbeitsplätze schaffen wie versprochen."

Bürgermeister Heinz Hilgers wiegelte ab, denn seit 2004/2005 habe sich in der Stadt ohnehin kein Logistiker angesiedelt: "Zuletzt waren es Hoyer und Aldi, beide nicht auf städtischem Grund." Allerdings berichtete er von einer Anfrage eines Logistikunternehmens, das zudem den letzten Arbeitsschritt und somit seine Produktion in Dormagen abwickeln wolle.

1100 Arbeitsplätze seien von diesem Interessenten angekündigt worden, was auch für die Bezirksregierung ein Grund sein sollte, Dormagen neue Gewerbegebiete zu ermöglichen, so Hilgers.

Auch wolle ein Delrather Glasproduzent seine Produktion auf einen neuartigen Wärmedämmstoff aus Glas ausweiten und so weitere Arbeitsplätze schaffen. Aber: "Lange Jahre war Produktion und Industrie der wirtschaftliche Schwerpunkt in Dormagen, das ist ganz klar weniger geworden", so der Bürgermeister. Dennoch solle man sich als Chemiestandort weiterhin präsentieren und identifizieren.