Neuss: Sauerkraut als Leitmotiv
Qurinus-Code: Der dritte und letzte Teil der Trilogie feierte im Theater am Schlachthof Premiere.
Neuss. Blitze zucken, ein Lichtkegeln kreist schwirrend und ohne Ziel umher. Hin und wieder fällt der Schein auf drei sich windende Gestalten mit einem kleinen Buch in der hoch gestreckten Hand. Der Duft von Sauerkraut wabert durch die Reihen der Zuschauer.
Absurd und dennoch nah am tatsächlichen Ablauf der Geschichte - sofern man den Überlieferungen glauben kann - zeigt sich das neue Stück "Quirinus-Code" von Martin Maier-Bode im Theater am Schlachthof (TaS). Dieser dritte und letzte Teil der Neusser Trilogie feierte am Donnerstag Premiere und gilt zugleich als größte Produktion zur Eröffnung der aktuellen Spielzeit.
Das TaS hatte mit der Ankündigung, den Zuschauer 900 Jahre durch die Stadtgeschichte zu führen, nicht zu viel versprochen. Hin und her, von napoleonischer Zeit bis ins Mittelalter zu Karl dem Kühnen und Stadtpatron Quirinus führt die Zeitreise.
Das Publikum begleitet zwei Mitarbeiter der Stadtverwaltung, Simone Klotz vom Presseamt und Michael Schwemmler vom Liegenschaftsamt, bei ihrem Auftrag, einen "Grund zum Feiern" zu finden, der die Stadtkasse dank Jubiläumsfest füllen soll. Dabei stoßen Klotz und Schwemmler im Keller unter dem Stadtarchiv auf einen etwas verschrobenen Archivar.
Sie entdecken das Büchlein der letzten Hexe von Neuss, Hester Jonas, das die drei unversehens in die Vergangenheit befördert. Es gilt, den Lauf der Geschichte so herzustellen, wir er sich tatsächlich zutrug. Unabdingbares Utensil und immer wiederkehrendes Leitmotiv: das Neusser Sauerkraut.
Es begleitet sie zu dem falschen Kaiser Friedrich, der sich nach seinem Rauswurf aus Köln in Neuss aushalten ließ, zu Büchsenmacher Barthels, der die Belagerer durch eine List um eine Schweineherde brachte und so die belagerte Stadt vor dem Hungertod rettete, aber auch zu Quirinus selbst, der von allerlei Zipperlein berichtet, die ihn plagen. Nicht umsonst gelte er heute als heiliger, den man bei Leiden von Knochenfraß bis Gicht, vom Kropf bis zum Eitergeschwür anruft, so heißt es im Stück.
Schließlich landet das Trio wieder im Hier und Jetzt, natürlich nicht, ohne auf den Oberbürgermeister und den Landrat zu treffen, die Herren "Papp und Natt". Insgesamt ist Maier-Bode ein wirklich unterhaltsames Stück gelungen, das sicherlich auch dem einen oder anderen Neusser noch einiges über die Vergangenheit zu erzählen weiß.
In kurzen Episoden werden die schönsten Anekdoten und die wichtigsten Stationen aufgegriffen, immer mit einem gehörigen Schwung Humor und Ironie. Dabei half vor allem die Besetzung der Rollen.
Tim Fleischer brachte den Beamten in sich hervor und mimte den Sachbearbeiter Schwemmler zunächst zwar etwas holprig, aber mit größer werdender Glaubwürdigkeit. Die zweite Hauptperson, Carolin Stähler war mit perfekt sitzendem Hosenanzug und Zickigkeit das gelungene Gegenstück zu seinem staubbraunen Erscheinungsbild.
Jens Spörckmann trug als nervöser Archivar immer eine lebensechte Portion Schweiß auf der Stirn und kallte mitunter im schönsten Nüsser Platt. Johann Wild zeigte sich als Mann der tausend Rollen immer wieder anders, aber immer überzeugend.
Besonders wandelbar auch: Anke Jansen, mal als Nachwuchs-Söldner, mal lüsterne Gespielien des Kaisers, aber immer mit unglaublichen Grimassen. Eine Bandbreite von dumpf bis agil musste auch Elisabth Pleß leisten, was ihr aber sehr gut gelang.
Der "Quirinus-Code" ist zu sehen am 6., 11. 12., 13. 20. und 25. September sowie am 9., 10., 11. und 18. Oktober, jeweils um 20 Uhr.